Berlin: (hib/SUK) In Deutschland leben etwa 8.000 bis 10.000 Intersexuelle - Menschen mit den körperlichen Merkmalen beider Geschlechter. Ein Nationales Netzwerk des Bildungsministeriums soll Aufschluss über die Ursachen von Intersexualität geben und durch eine klinische Evaluationsstudie "typische Behandlungsverläufe und Ergebnisse" darstellen, so die Bundesregierung in ihrer Antwort ( 16/4786) auf eine Kleine Anfrage der Linken ( 16/4287). Das Netzwerk werde mit etwa 30 Millionen Euro gefördert und soll so "zerstreute Kapazitäten in Forschung und Versorgung" zusammenführen.
Zur Situation intersexueller Menschen in Deutschland kann die Bundesregierung nur wenige Angaben machen. So seien etwa die Zahl von Betroffenen, die geschlechtszuweisende medizinische Maßnahmen durchführen ließen, von 27 im Jahr 2000 auf sieben im Jahr 2004 gesunken. Erfahrungen hätten gezeigt, dass die Mehrzahl der betroffenen Menschen, bei denen in der Kindheit eine operative "Vereindeutigung ihres Genitalbefundes" stattgefunden hätte, dies für richtig befunden hätte. In Anbetracht der Tradition der Zweigeschlechtlichkeit sei es für Eltern eine schwierige Entscheidung, keine Geschlechtszuweisung ihres Kindes vorzunehmen und es in einem "Zwischenraum der Geschlechter" aufwachsen zu lassen. In der Antwort heißt es weiter, nach dem Kenntnisstand der Regierung bestehe eine "relativ weit gehende Übereinstimmung" darüber, dass eine frühe eindeutige Festlegung des Geschlechts die Entwicklung einer stabilen Geschlechtsidentität erleichtere. Sie sei für die allgemeine psychische Entwicklung und Identitätsbildung "wichtig und hilfreich".
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