Berlin: (hib/MPI) Nach Darstellung des
Verbandes Deutscher Alten- und Behindertenhilfe können
Fachkräfte in Pflegeheimen nur rund die Hälfte ihrer
Arbeitszeit für die unmittelbare Pflege verwenden. Die andere
Hälfte gehe für Pflegedokumentation,
Qualitätsprüfungen, Gespräche mit Angehörigen
und Ähnliches drauf, sagte der Bundesgeschäftsführer
des Verbandes, Michael Schulz, am Mittwoch in einer Anhörung
des Gesundheitsausschusses zur Reform der stationären Pflege.
Zwar betonten alle Experten in der Runde, dass es Ziel einer Reform
sein müsse, möglichst viel Zeit für die Betreuung
von Heimbewohnern zu haben. Wie dies zu erreichen ist, war in der
Anhörung jedoch strittig. In dem der Anhörung zugrunde
liegenden Antrag der FDP-Fraktion (
16/672) wird eine Entbürokratisierung der
stationären Pflege gefordert. Dieser Forderung schlossen sich
im Hinblick auf Prüfungen der Einrichtungen etwa die
Spitzenverbände der Pflegekassen und der Deutsche
Caritasverband an. Die Altenpflegereferentin der Caritas, Elisabeth
Fix, betonte, der Medizinische Dienst der Krankenkassen und die
Heimaufsichten prüften denselben Sachverhalt oftmals innerhalb
weniger Wochen mit unterschiedlichen Ergebnissen. Sie schlug vor,
die Zuständigkeiten für bestimmte Prüfbereiche klar
zu trennen. Das befürworten auch die Spitzenverbände der
Pflegekassen. So sollte die Heimaufsicht eine so genannte
Basisprüfung vornehmen, ob die Pflege und Betreuung in einem
Heim fachgerecht erfolge. Aufgrund dessen solle der Medizinische
Dienst dann Prozess- und Ergebnisqualität der Pflege
prüfen. Dies könne den Aufwand in den Einrichtungen
verringern und zu einer kompetenteren Auskunft führen,
unterstreichen die Spitzenverbände in einer Stellungnahme. Der
Bereichsleiter Gesundheitspolitik bei der
Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, Herbert Weisbrod-Frey, stellte
einen unzureichenden Personalschlüssel in den
Pflegeeinrichtungen als Kernproblem dar. Die Zunahme der Belastung
der Pflegekräfte sei die Hauptursache für schlechte
Pflege, unterstrich Weisbrod-Frey. Die Pflegedokumentation wurde
von den Experten in der Anhörung zwar von allen als
unverzichtbar bezeichnet. Über Art und Umfang möglicher
Änderungen bestand jedoch kein Einvernehmen. Während der
Vorstandsvorsitzende der Unternehmensgruppe Johannes
Seniorendienste, Wilfried Voigt, hervorhob, dass an diesem Punkt
"einiges zu straffen" sei, betonte Harald Kesselheim für die
Spitzenverbände der Pflegekassen, Pflegeanamnese, -planung und
-durchführung müssten dokumentiert werden. Der
Geschäftsführer des Medizinischen Dienstes der
Spitzenverbände der Krankenkassen, Peter Pick, forderte, die
Prüfberichte müssten den Betroffenen zugänglich
gemacht werden. Dies würde die Transparenz erhöhen und
einen Qualitätswettbewerb eröffnen.
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