Berlin: (hib/HAU) Bundesinnenminister
Wolfgang Schäuble (CDU) hat ein Vereinsverbot gegen das
"Collegium Humanum" verhängt. Darüber informierte der
Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium,
Peter Altmaier (CDU), den Innenausschuss am Mittwochmorgen. Neben
dem Verein "Collegium Humanum" würden auch der ihm
angegliederte "Verein Bauernhilfe" und der "Verein zur
Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgter"
verboten. Die Verbotsverfügung, so Altmaier, sei in den
Morgenstunden den Vereinsvorsitzenden zugestellt worden. Danach
habe man mit bundesweiten Hausdurchsuchungen begonnen, die derzeit
noch andauerten. Bei den nun verbotenen Vereinen habe es sich um
"Sammelbecken für Holocaustleugner" gehandelt, deren
Vereinstätigkeit aus antisemitischer Propaganda und der
Verherrlichung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft
bestehe, betonte Altmaier, der auch zusagte, dass eventuelle
Reorganisationsversuche durch das Bundesinnenministerium (BMI)
kontrolliert würden. Sprecher aller Fraktionen zeigten sich
erfreut über den Schritt. "Uneingeschränkt"
begrüßt wurde das Vorgehen des Bundesinnenministers
durch die Unions-Fraktion. Trotzdem, so die Unions-Sprecherin, habe
der Koalitionsantrag (
16/8497) Bestand, da er die Bundesregierung
auffordere, generell sicherzustellen, dass extremistische Vereine
nicht steuerlich begünstigt werden. Die SPD-Fraktion bewertet
das Vorgehen Schäubles als Ermutigung für die Bürger
vor Ort, die großes ziviles Engagement gezeigt hätten.
Nun gelte es aufzupassen, so die SPD, dass es nicht zu einer
Neuorganisation komme. Ein weiteres konsequentes Vorgehen gegen
andere Vereine im rechtsextremistischen, aber auch
grundsätzlich im extremistischen Bereich forderte die
FDP-Fraktion. Der Staat, so die Liberalen, müsse gegen jede
Art von Extremismus vorgehen. Von einer "längst
überfälligen" Entscheidung sprach die Linksfraktion, die
jedoch kritisierte, dass in dem Koalitionsantrag nicht explizit von
"rechtsextremistischen", sondern nur allgemein von
"extremistischen" Vereinen die Rede sei. Die Grünen zeigten
sich "erfreut" über das Verbot und verwiesen auf ihren Antrag
(
16/8214), der dieses Verbot gefordert habe und
mit dem man dem BMI "Druck" gemacht habe. Der Ausschuss nahm
schließlich die beiden vorliegenden Anträge an.
Während für den Antrag der Koalitionsfraktionen neben den
Antragstellern auch Bündnis 90/Die Grünen und die FDP
stimmten und sich die Linksfraktion enthielt, fand der
Grünen-Antrag die Zustimmung der Oppositionsfraktionen bei
Enthaltung der Koalition.
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Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
Verantwortlich: Uta Martensen (bis 31.03.2008), Saskia Leuenberger
(ab 01.04.2008 )
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