Berlin: (hib/HAU) Die Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2011 bietet Deutschland eine große Chance sich als Reiseland zu positionieren und das bei der FIFA WM 2006 entstandene positive internationale Image zu stärken. Diese Zuversicht teilten die zu einer gemeinsamen Anhörung des Sportausschusses und des Tourismusausschusses am Mittwochnachmittag geladenen Experten. Zugleich warnten sie davor, die Erwartung zu hoch zu schrauben. Verglichen mit der WM 2006 werde alles im "kleineren Rahmen" ablaufen, sagte die Präsidentin des Organisationskomitees (OK), Steffi Jones.
Die OK-Präsidentin, als Nationalspielerin selbst Welt- und Europameisterin, forderte, ein eigenes Profil für die Frauen WM zu schaffen. "Ich sehe das sehr realistisch. Wir können und wollen die WM 2006 nicht kopieren", sagte Jones. Das Budget für die WM, das bei 50 Millionen Euro liege, werde zur Hälfte von sechs nationalen Förderern und zur anderen Hälfte durch den Ticketverkauf gedeckt. "Wir benötigen keine Steuergelder", so Jones. Die ausgewählten neun WM-Stadion seien schon jetzt "weitgehend WM-tauglich" und würden ihre Feuertaufe bei der U20-WM im Jahr 2010 erfahren.
Einer der Austragungsorte der WM wird Sinsheim im Rhein-Neckar-Kreis sein. Sinsheims Oberbürgermeister Rolf Geinert erhofft sich von der WM "positive wirtschaftliche Konsequenzen". So auch für die Tourismusregion Kraichgau-Stromberg, der "deutschen Toskana". Sinsheim, das einen Zusammenschluss aus 13 Dörfern darstellt - unter anderem mit der Gemeinde Hoffenheim - und damit der kleinste der Austragungsorte ist, sieht in der WM eine "ganz besondere Herausforderung, bei der es der Unterstützung Vieler bedarf". Auch für die Entwicklung des Frauenfußballs in der Rhein-Neckar-Region sie das Turnier wichtig, sagte Geinert. Helma Orosz, Geinerts Amtskollegin aus Dresden, dem einzigen ostdeutschen Spielort, verwies darauf, dass in der sächsischen Landeshauptstadt schon mehrere große Sport-Events stattgefunden hätten. Zuletzt habe die Stadt mit großem Erfolg die Schach-Olympiade ausgerichtet. Auch für Dresden spiele der Tourismusaspekt eine große Rolle, so Orosz. Sie rechne mit vielen Gästen aus Polen und Tschechien. Als Botschafterin für den Spielort Dresden hoffe sie die ehemalige Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Katharina Witt zu gewinnen, sagte die Oberbürgermeisterin.
Es gelte anzuknüpfen an die Erfahrungen der WM 2006, ohne zu vergessen, dass es sich bei der Frauen-WM um ein eigenständiges Event handelt, sagte Norbert Tödter von der Deutschen Zentrale für Tourismus. So sei beispielsweise der Ticketverkauf 2006 kein Problem gewesen. Es habe deutlich mehr Nachfragen als Karten gegeben. Eine der Hauptaufgaben des Organisationskomitees und aller im Tourismus Verantwortlichen sei es hingegen, bei dem Turnier 2011 alle Stadien auszuverkaufen. Eine weitere Zielsetzung sei es, die Euphorie in den Teilnehmerländern zu wecken. Eine Chance dafür biete die Weltausstellung Expo 2010 in Shanghai. Außerdem müssten die in Deutschland lebenden Staatsangehörigen der Teilnehmerländer motiviert werden, die Stadien zu besuchen. Sein Verband, so Tödter, suche die Nähe zum Organisationskomitee. Bis zur diesjährigen Tourismusmesse ITB im März wolle man einen Kooperationsvertrag abgeschlossen haben.
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