WISSENSCHAFT
Bundestag will einen höheren Anteil von Frauen in den Chefetagen der Hochschulen erreichen
Der Anteil von Frauen in der Wissenschaft soll deutlich erhöht werden. Einem entsprechenden Antrag von CDU/CSU und SPD ( 16/9756, 16/11631) stimmte der Bundestag am 22. Januar zu.
Die Bundesregierung sowie die Länder, Hochschulen und Wissenschaftsorganisationen sollen künftig die Forschungs- und Institutionsförderung an verbindliche Zielvereinbarungen zur Gleichstellung knüpfen. Dazu gehört es, Zielwerte für Fächer oder Fachgruppen zu definieren, Fördermittel nach einem bestimmten Anreizsystem zu vergeben und bei öffentlichen Förderprogrammen Gleichstellungsziele zu berücksichtigen. Die Koalitionäre kritisierten, dass Frauen auf den Leitungsebenen der Hochschulen und Forschungseinrichtungen nach wie vor unterrepräsentiert seien und noch keine Chancengleicheit bestehe. Beschlossen wurde außerdem, dass der wissenschaftliche Nachwuchs frühzeitig klare Karriereperspektiven erhalten soll und Wissenschaftler mit Kindern zusätzlich unterstützt werden.
Abgelehnt wurden vier Anträge der Oppositionsfraktionen. Die FDP-Fraktion hatte die Bundesregierung in einem Antrag ( 16/9604) aufgefordert, ein sogenanntes Kaskadensystem in das seit 2007 angekündigte Wissenschaftsfreiheitsgesetz aufzunehmen. Dieses System könne ein ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen bei gleichwertiger Qualifikation im Bewerbungsverfahren gewährleisten. Das Professorinnenprogramm des Bundesforschungsministeriums sollte außerdem speziell auf mathematische, informatische, naturwissenschaftliche und technische Fächer ausgerichtet werden, forderte die FDP-Fraktion. Ein Kaskadenmodell war auch die Grundlage eines Antrags der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen ( 16/5898, 16/8753). Danach sollte jeweils auf der nächsthöheren Führungsebene ein genau so hoher Frauenanteil - mindestens 40 Prozent - erreicht werden wie auf der vorangehenden Ebene. Erreicht eine Forschungsinstitution diesen Anteil nicht, sollten Sanktionen folgen.
Die Linke fordert eine "Modernisierung der Nachwuchsförderung und der Beschäftigungsverhältnisse", um Gleichstellung in der Wissenschaft zu erreichen. Ihr Antrag ( 16/8742) sah vor, dass sich die Drittmittelvergabe durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft an den Gleichstellungszielen orientieren müsse.