Herr Robbe, mit welchen Problemen wenden sich Soldaten mit dem posttraumatischen Belastungssyndrom (PTBS) an Sie?
Das ist eine ganze Bandbreite von Problemen: Es fängt an bei der rechtzeitigen Erkennung dieser Krankheit, setzt sich fort über optimale und effektive Behandlungsmöglichkeiten und reicht bis zur Frage der sozialen Absicherung und der Familienbetreuung für die erkrankten Soldaten. Ich lade in gewissen Abständen an PTBS erkrankte Soldaten und deren Angehörige zum Gespräch ein. Auf diese Weise bekomme ich die notwendigen Erkenntnisse.
Warum ist die Situation besonders für Zeitsoldaten schwierig, wenn sie aus dem Ausland zurückkehren?
Wenn Zeitsoldaten aus der Bundeswehr ausscheiden, sind sie wieder in die zivile ärztliche Versorgung eingebunden und haben keine Möglichkeit mehr, die therapeutischen Hilfen der Bundeswehr in Anspruch zu nehmen. Deshalb ist es aus meiner Sicht wichtig, dass ein PTBS-Zentrum geschaffen wird, das auch für ausgeschiedene Zeitsoldaten erste und zuverlässige Anlaufstelle sein kann.
Viele Soldaten haben Angst, als "Schwächlinge" dazustehen, wenn sie zugeben, psychische Probleme zu haben.
Machen wir uns nichts vor: Nicht nur bei Soldaten, sondern auch außerhalb der Bundeswehr sind psychische Erkrankungen bis zum heutigen Tag stigmatisiert. Gerade deshalb bin ich sehr dankbar, dass die ARD mit dem kürzlich ausgestrahlten Fernsehfilm "Willkommen zu Hause" ganz wesentlich dazu beigetragen hat, dass in unserer Gesellschaft etwas mehr Verständnis und Unterstützung für unsere Soldatinnen und Soldaten im Einsatz erkennbar wird.
Sind Sie mit der Vorbereitung der Soldaten auf Auslandseinsätze zufrieden?
Auf derartige Fragen antworte ich niemals pauschal. Die Bundeswehr hat im Laufe der Zeit natürlich dazu gelernt. Längst sind Dinge wie "interkulturelle Kompetenz" oder auch "PTBS" keine Fremdworte mehr. Sie gehören jetzt als feste Bestandteile zu jeder Einsatzvorbereitung.
Der fraktionsübergreifende Antrag nimmt einige Ihrer Forderungen auf, zum Beispiel die Schaffung eines Forschungszentrums zur Behandlung von PTBS.
Der nun vorliegende Antrag ist in der Tat ein wichtiger Schritt. Jetzt wird es darum gehen, die Forderung des Parlaments möglichst schnell umzusetzen. Darauf werde ich mein besonderes Augenmerk richten. Rundum zufrieden kann der Wehrbeauftragte aber erst dann sein, wenn die Soldaten alles bekommen, was sie benötigen und was ihnen zusteht. Und zwar in finanzieller, materieller, medizinischer und sozialer Hinsicht sowie mit Blick auf die Besonderheiten der Inneren Führung.
Die Fragen stellte Claudia Heine.