Zum ersten Mal wird so umfassend über die Geschichte und Gegenwart des umkämpften Kosovos berichtet. Den serbischen und albanischen Nationalisten dürfte das Buch kaum gefallen, denn Oliver Jens Schmitt versucht, beiden Parteien Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, indem er "jede Einseitigkeit" zu vermeiden sucht. Dies zeigt sich auch darin, dass er beiden Völker ein "historisches Recht" auf die frühere serbische Provinz zugesteht.
Zugleich weist der Autor darauf hin, dass die Unruhen, die 1981 im Kosovo ausbrachen und die den späteren Widerstand entscheidend prägen sollten, auf eine Provokation der Volksrepublik Albanien zurückgingen. Deren erklärtes Ziel war es, Jugoslawien weiter zu destabilisieren. In seiner brillanten Analyse der kurzen Geschichte des internationalen Protektorats (1999 bis 2008) kommt Schmitt zu dem Ergebnis, dass die Unabhängigkeit die 100-jährige "Kosovo-Frage" nicht lösen werde. Allenfalls werde ein neues Kapitel der serbisch-albanischen Konfrontation aufgeschlagen. Eine erneute Zuspitzung des Konflikts zwischen den beiden Nachbarn könne nur die Nato verhindern, indem sie alle Balkan-Staaten als Mitglieder akzeptiere.
Kosovo. Kurze Geschichte einer zentralbalkanischen Landschaft.
Böhlau Verlag, Köln 2008; 393 S., 24,90 ¤