Der Medikamentenmissbrauch im Freizeit- und Breitensport nimmt weiter zu. In dieser Einschätzung waren sich die zu einer öffentlichen Anhörung des Sportausschusses am 27. Mai geladenen Experten einig. Sie bedauerten gleichzeitig, dass es derzeit zu wenig belastbare Untersuchungen in diesem Bereich gibt.
Aus Sicht von Mischa Kläber, der an der Technischen Universität Darmstadt an einer Promotion zum Thema arbeitet, werde Doping vielfach immer noch als Problem des Hochleistungssports gesehen. Die Dopingszene des Freizeit- und Breitensports habe sich derweil ungebremst entfalten können. Kläber forderte, dem Problem mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Zugleich verwies er darauf, dass bei vielen Freizeitsportlern der Medikamentenmissbrauch unter ärztlicher Beobachtung stattfinden würde. Das bestätigte auch der Sportmediziner Perikles Simon von der Universität Mainz. Ein Drittel der Dopingnutzer ließen sich vom Arzt "kontrollieren", sagte Simon. Gleichzeitig nehmen jedoch die Bestellungen im Internet zu. Als am häufigsten verwendete Wirkstoffe benannte er Methandienon sowie verschiedene Testosteronester. Meist hänge jedoch der eingesetzte Wirkstoff vom aktuellen Angebot des Schwarzmarktes ab.
Eine Nachjustierung des Arzneimittelgesetzes, insbesondere in Bezug auf die Grenzwertregelung "nicht geringe Mengen" schlug Klaus Müller, langjähriger Leiter des Instituts für Dopinganalytik in Kreischa, vor. Zudem müsse die Datenlage im Bereich des Freizeit- und Breitensports verbessert werden. Müller kritisierte zudem, dass die Medien den Eindruck vermitteln würden, Erfolge im Leistungssport ließen sich nur mit Hilfe von Doping erzielen.