SCHÜLERAUSTAUSCH
Das Parlamentarische Patenschafts-Programm feiert 25. Geburtstag
Corey Hodge liebt Grünkohl. Zu den Erfahrungen, die er in den vergangenen zehn Monaten in Deutschland gemacht hat, gehört das reichhaltige Essen, unter anderem eben Grünkohl. "Dann waren da noch Wildschweinbraten und Spargel, das kannte ich von zu Hause gar nicht", sagt der 18-Jährige und grinst. "Das Essen in Deutschland ist wirklich sehr gut."
Der Schüler aus Missouri, USA, hat ein Schuljahr in einer Gastfamilie in Jesteburg, gute 30 Kilometer von Hamburg entfernt, gelebt. Für diese Zeit hat er ein Stipendium des Parlamentarischen Patenschafts-Programms (PPP) des Bundestages und des amerikanischen Kongresses erhalten. Zusammen mit rund 275 Schülern und 75 jungen Berufstätigen feierte Hodge am 29. März im Reichstagsgebäude das 25-jährige Jubiläum des Programms.
Das deutsch-amerikanische Jugendaustauschprogramm beschlossen Bundestag und Kongress 1983. Anlass war der 300. Jahrestag der ersten deutschen Einwanderung in die USA. Es wurde vereinbart, dass eine gleiche Anzahl deutscher und amerikanischer Jugendlicher ein Jahr im jeweils anderen Land verbringen. In den Stipendien enthalten sind unter anderem die Reise-, Programm- und Versicherungskosten. Sieben Austauschorganisationen kümmern sich um die Stipendiaten.
Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) sagte bei der Jubiläumsfeier, es sei wichtig, dass die deutsch-amerikanischen Beziehungen nicht nur aus "Geschichtsbuch-Erinnerungen" bestünden, sondern "auch im 21. Jahrhundert lebendig bleiben". Er erinnerte an den Besuch John F. Kennedys 1963 in Berlin und dessen berühmten Satz "Ich bin ein Berliner". Ohne das Engagement des Präsidenten George Bush "wäre die Deutsche Einheit sicherlich nicht so reibungslos und unblutig zustande gekommen", sagte Lammert. "Ich hoffe, dass Sie den Austausch nicht nur in schöner Erinnerung behalten, sondern auch nachhaltige Beziehungen daraus entstehen", gab er den Stipendiaten mit auf den Weg.
Rob Bishop, Abgeordneter des amerikanischen Kongresses, erinnerte daran, wie schnell sich die Welt ändern könne. Als er 1985 das Reichstagsgebäude besucht habe, sei in dem Haus nicht regiert worden. "Niemand hätte daran gedacht, dass sich das jemals ändern wird", sagte Bishop. Er selbst habe als 19-jähriger einen Austausch mitgemacht und könne sich noch gut an die ersten sechs Monate erinnern. "Man steht da, versucht, die Sprache zu verstehen, tut es aber nicht." Trotzdem sei es ein tolles Erlebnis gewesen.
Wolfgang Börnsen (CDU), der Berichterstatter für Internationale Austauschprogramme der Kommission des Ältestenrates für Innere Angelegenheiten, dankte den Stipendiaten, dass sie aus der ganzen Bundesrepublik für die Feier angereist waren. "Weltoffen und gewandt, so sind sie alle", lobte Börnsen. Er bat die Teilnehmer ausdrücklich, Werbung für das Programm zu machen, "denn wir brauchen ja auch einen neuen Jahrgang". Für das nächste Jahr können sich Schüler und Auszubildende oder Berufstätige zwischen 15 und 24 Jahren noch bis zum 4. September bei der zuständigen Austauschorganisation bewerben.
Corey Hodge wird am 11. Juli in die Vereinigten Staaten zurückkehren. Im Gepäck hat er Erinnerungen unter anderem an ein völlig anderes Schulsystem, an den großen Weihnachtsmarkt in Hamburg und das schlechte Wetter. "Jeden zweiten Tag hat es geregnet", so Hodge. Aber das sei auch das einzig wirklich negative für ihn in diesem Jahr gewesen.