98 Prozent der Stimmen sind ausgezählt und es steht unentschieden: Nach der Parlamentswahl in Albanien am 28. Juni gibt es noch immer keinen klaren Sieger. Die Koalition des bisherigen Regierungschefs Sali Berisha, die sich selber rechts von der Mitte verortet, hat nach bisherigen Auszählungen mit 70 von 140 Sitzen genauso viele Mandate wie die sozialistische Opposition unter der Führung des Bürgermeisters von Tirana, Edi Rama. Die staatliche Wahlkommission hatte bis Freitagabend (Stand Redaktionsschluss) noch kein vorläufiges amtliches Endergebnis vorgelegt, obwohl alle gesetzlichen Fristen dafür lange verstrichen waren.
Ministerpräsident Berisha hatte am 2. Juli angekündigt, die Sozialistische Integrationspartei LSI in seine Koalition einbinden zu wollen. Die bislang zum sozialistischen Block zählende Partei wird nach bisherigem Stand vier Abgeordnete ins neu gewählte Parlament schicken. Mindestens einer der vier LSI-Abgeordneten hat bereits angekündigt, mt seiner Stimme Berisha die absolute Mehrheit von 71 Sitzen zu verschaffen. Sollte es dazu kommen, wäre das die erste Koalition zwischen Parteien der beiden rivalisierenden Lager. Während der Wahlkampf äußerst gewaltsam verlaufen sei, wäre die Abstimmung selber friedlich und weitgehend problemlos verlaufen, berichtete die staatliche Wahlkommission. Regierungschef Berisha und sein Herausforderer Rama hatten die Wähler zur Gewaltfreiheit aufgerufen, um so der "Reife Ausdruck zu verleihen, dass sie Teil der EU werden können". Auch die über 500 ausländischen Beobachter hatten keine größeren Unregelmäßigkeiten festgestellt. Für das rund drei Millionen Einwohner zählende Land, das gegen Korruption und organisierte Kriminalität kämpft, galt die Wahl als wichtiger Test auf dem Weg in die EU.