In wenigen Wochen wird zum 17. Mal der Deutsche Bundestag gewählt. Was heute für gut 62 Millionen Wahlberechtigte selbstverständlich ist, war vier Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs ein besonderes Ereignis. Am 14. August 1949 fanden erstmals nach dem Ende der Diktatur der Nationalsozialisten wieder freie Wahlen statt. 16 Parteien traten an, bundesweit davon nur CDU, SPD, FDP und KDP; 78,5 Prozent der damals 31 Millionen über 21-Jährigen und damit Wahlberechtigten gingen zur Wahl.
"Wir können nicht zaubern, aber arbeiten", schrieb die CDU auf einem Wahlplakat. "Alle Millionäre wählen CDU-FDP, alle übrigen Millionen Deutsche die SPD", lautete der Slogan der Sozialdemokraten. Der Wahlkampf 1949 kannte nur ein Thema: die Wirtschaft. Während der SPD-Spitzenkandidat Kurt Schumacher im Wahlkampf auf soziale Gerechtigkeit setzte und sich gegen den Kapitalismus aussprach, rückte der spätere Kanzler Konrad Adenauer die Sozialdemokraten in die Nähe der Kommunisten und schürte so die Angst vor Klassenkampf und Planwirtschaft.
Obwohl viele Beobachter dennoch von einem Sieg der SPD ausgingen, brachte am Ende vor allem die im Programm von CDU/CSU anvisierte "soziale Marktwirtschaft" der Union den Erfolg. Mit 31 Prozent wurde sie stärkste Kraft im neuen Parlament mit insgesamt acht Fraktionen und 410 Abgeordneten. Auf Platz zwei landete die SPD mit 29,2 Prozent, gefolgt von FDP (11,9 Prozent), KPD (5,7) und DP (4,0). Gemeinsam mit FDP und DP schloss die Union ein Regierungsbündnis mit einer hauchdünnen Mehrheit von nur einer Stimme.