FINANZEN
Die HRE muss sich auf weitere Verluste einstellen
Auf die vom Bund übernommene Hypo Real Estate (HRE) kommt eine Klagewelle von Aktionären und Kunden zu. Die Münchener Bank, die vom Staat und von anderen Banken mit mehr als 100 Milliarden Euro an Krediten und Bürgschaften vor dem Zusammenbruch gerettet werden musste, muss sich gleich an zwei Fronten wehren: Einerseits wollen Aktionäre Geld erstreiten, weil ihr Aktien-Engagement zu einem Totalverlust führte, und andererseits verlangen Käufer von sogenannten Schrott-Immobilien ihr Geld zurück.
Hatten sich bisher nur Kleinanleger an die Gerichte gewandt, so sieht sich die HRE jetzt mit Klagen von institutionellen Anlegern konfrontiert. Sie wollen 200 Millionen Euro von der Bank erstreiten, teilte ein Sprecher des Landgerichts München mit. Die Anwälte der Kläger argumentieren, dass Anleger keine HRE-Aktien gekauft hätten, wenn sie die tatsächliche Lage des Unternehmens gekannt hätten. Andererseits hatte offenbar selbst die Bundesbank so großes Vertrauen in die HRE, dass sie noch im September 2008, als das Institut zusammenbrach, 2,3 Milliarden Euro dort angelegt hatte.
Wegen so genannter Schrottimmobilien führt die HRE nach Angaben der Bundesregierung derzeit zwei Gerichtsverfahren. Die Bank sei von Darlehensnehmern verklagt worden, weil sie angeblich nicht ausreichend über die Werthaltigkeit der erworbenen Immobilie aufgeklärt habe. Die HRE gehe davon aus, dass beide Klagen abgewiesen werden würden, heißt es in der Antwort der Regierung ( 16/13820) auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion.
Insgesamt rechnet die Regierung mit weiteren Wertberichtigungen in der Bilanz der HRE. Aufgrund des anhaltend negativen Marktumfeldes müssten auf einen erheblichen Teil der Forderungen der HRE-Gruppe bereits Wertberichtigungen vorgenommen beziehungsweise eine Risikovorsorge gebildet werden. So schreibt die Regierung: "Im weiteren Verlauf des Jahres 2009 ist insbesondere im Hinblick auf die unbefriedigende Lage auf den Immobilienmärkten (insbesondere USA, Großbritannien, Spanien) mit weiteren Abschlägen zu rechnen." Eine Einschätzung der langfristigen finanziellen Entwicklung der HRE sei nicht möglich. Ziel der Bundesregierung sei es, die Belastung der Steuerzahler so gering wie möglich zu halten.