Die vergangene Sitzungswoche im Bundestag
Der Bundestag hat in der vergangenen Woche ein neues
Gentechnikgesetz und die Reform der Bundespolizei beschlossen.
Außerdem stimmten die Abgeordneten für eine
Verlängerung des Arbeitslosengeldes I für ältere
Arbeitslose. Am Donnerstag, dem 24. Januar 2008, hatte die
Bundesregierung ihren Jahreswirtschaftsbericht 2008 vorgestellt.
Außerdem verabschiedete das Parlament ein liberalisiertes
Steuerberatungsgesetz und Änderungen im Bundeswahlgesetz. In
zwei Aktuellen Stunden debattierten die Abgeordneten über das
Energie- und Klimapaket der EU-Kommission sowie über die
Bundeswehr in Afghanistan.
Zu Beginn der Plenarsitzung am Mittwoch, dem 23. Januar 2008,
hatten die Abgeordneten die Bundesregierung befragt (
Fragen für die Fragestunde). Im Anschluss
befasste sich das Parlament in einer Aktuellen Stunde mit dem Thema
"Energie- und Klimapaket der EU-Kommission". Mit den Plänen
zur Eindämmung der Treibhausgas-Emissionen will Brüssel
den Weg für die europäische Energiepolitik der
nächsten Jahre und Jahrzehnte weisen. Beantragt wurde die
Aktuelle Stunde von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD. (mehr in
der Wochenzeitung
"Das Parlament")
Am Donnerstag, dem 24. Januar 2008, stand der
Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung zur Debatte. Die
Große Koalition hatte ihre Wachstumsprognose für das
laufende Jahr auf 1,7 Prozent gesenkt. Angesichts der
Kursabstürze an den Börsen kündigte die Koalition
an, Bezieher kleinerer Einkommen besser stellen zu wollen, um den
privaten Konsum als Stütze der Konjunktur zu stärken. Der
wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Ludwig Stiegler,
sagte in der Plenarsitzung, die Politik müsse jetzt dafür
sorgen, dass der Aufschwung bei allen ankommt.
Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (SPD) betonte, nach den
Börsenturbulenzen gäbe es weder einen Grund zur
Panikmache noch "zur Ignoranz". (mehr in
"Das Parlament")
Ebenfalls am Donnerstag beschloss das Parlament eine
Liberalisierung des Steuerberatungsgesetzes (
16/7077,
16/7485). Damit wird erstmals die Bildung von
Bürogemeinschaften durch Steuerberater und
Lohnsteuerhilfevereine erlaubt. Eine Ausweitung von
Beratungsrechten etwa auf Buchhalter gibt es jedoch nicht.
Lohnsteuerhilfevereinen wird mit dem Gesetz eine Beratungsbefugnis
bei Einnahmen aus nebenberuflichen Tätigkeiten im
gemeinnützigen, mildtätigen oder kirchlichen Bereich
eingeräumt. Außerdem sollen die
Zulassungsvoraussetzungen zur Steuerberaterprüfung an die neu
eingeführten Bachelor-
und Master-Studiengänge angepasst werden. (mehr in
"Das Parlament")
Auf Antrag der Fraktion DIE LINKE. hatte der Bundestag in einer
Aktuellen Stunde über die "Aufgaben der Bundeswehrkampftruppen
als Quick Reaction Forces in
Afghanistan"debattiert. Dabei ging es um die Entsendung eines
deutschen Kampfverbandes im Rahmen des vom Parlament beschlossenen
ISAF-Mandates. Voraussichtlich wird die Bundeswehr den Auftrag im
Februar von Norwegen übernehmen. Bundestagsabgeordnete von
Union, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wiesen die
Forderung der Linksfraktion, die Bundeswehr solle sich aus
Afghanistan zurückziehen, mit aller Schärfe zurück.
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"Das Parlament")
Ferner hat das Parlament am Donnerstag mit den Stimmen der
Regierungskoalition einen Entwurf zur Änderung des
Bundeswahlgesetzes (
16/7462) beschlossen. Der Bundestag macht damit
den Weg zu einer Neueinteilung von Wahlkreisen für die
Bundestagswahl 2009 frei. Sachsen-Anhalt und Sachsen verlieren
danach bei der Wahl je einen Wahlkreis. Grund dafür ist der
Rückgang der Einwohner in beiden Bundesländern. Eine
weitere Gesetzänderung (
16/7461) der Großen Koalition legt ein
neues Berechnungsverfahren für die Sitzverteilung fest.
Künftig soll statt des Verfahrens Hare/Niemeyer die
Berechnungsmethode nach Sainte-Laguë/Schepers angewendet werden. Damit
werde bei der Verteilung der Sitze auf die Landeslisten und die
Anpassung der Kostenerstattung für parteiunabhängige
Wahlkreisbewerber mehr Gerechtigkeit erzielt, heißt es in dem
Entwurf. (mehr in
"Das Parlament")
Die Plenarsitzung am Freitag, dem 25. Januar 2008 hat mit einer Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus begonnen.
Anschließend beschloss der Bundestag die längere Zahlung von Arbeitslosengeld I an ältere Erwerbslose ( 16/7460). Die Regelung mit einer Zahldauer von bis zu 24 Monaten soll rückwirkend ab 1. Januar 2008 gelten.
Arbeitslose im Alter von 50 bis 54 Jahren sollen maximal 15 Monate länger ALG I erhalten. Voraussetzung dafür ist eine Vorversicherungszeit von 30 Monaten. Ab 55 Jahren sollen Erwerbslose einen Anspruch auf eine 18-monatige Zahldauer haben, wenn zuvor 36 Monate Sozialversicherungsbeiträge eingezahlt wurden. Ab 58 Jahren erhöht sich der Anspruch auf 24 Monate. Die Vorversicherungszeit beträgt dann 48 Monate. Mit einer weiteren Regelung soll die seit Jahresbeginn drohende Zwangsverrentung älterer Arbeitsloser über 58 Jahren verhindert werden.
Als "kontraproduktiv" bezeichnete Heinrich L. Kolb (FDP) die
Pläne der Koalitionsfraktion und kritisierte in der Debatte,
dass eine längere Bezugsdauer auch eine "längere
Verweildauer" bedeute. (mehr in
"Das Parlament")
Ferner stimmte das Parlament am Freitag einem Gesetzentwurf zum Gentechnikrecht zu. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung ( 16/6814) sieht eine Änderung verschiedener Gesetze und Verordnungen vor.
Zum einen führt das neue Gesetz folgende Mindestabstände ein: Zwischen Genmaisfeldern und konventionellen Maiskulturen müssen 150 Meter liegen, gegenüber ökologischen Maiskulturen ist ein Abstand von 300 Metern vorgesehen. Damit soll verhindert werden, dass sich Genmais-Samen auf Nachbarfeldern einnisten und dort neue Früchte hervorbringen, deren Samen im Folgejahr unerkannt als Saatgut verwendet werden.
Zum anderem soll durch die Regelung der Kennzeichnung "Ohne
Gentechnik" sichergestellt werden, dass der Verbraucher zwischen
herkömmlichen und Gen-Lebensmitteln wählen kann. Bei
Fleisch, Milch und Eiern garantiert diese Kennzeichnung, dass auch
die Tiere nicht mit gentechnisch veränderten Futterpflanzen
gefüttert wurden. "Ohne Gentechnik" können sowohl
konventionelle Lebensmittel als auch Ökoprodukte sein.
Allerdings können unter dieser Bezeichnung auch gentechnisch
hergestellte Zusatzstoffe wie Enzyme, Vitamine, Aminosäuren
sowie Impfstoffe im Ausnahmefall für die Erzeugung von
Lebensmitteln verwendet werden. (mehr in
"Das Parlament")
Anschließend beschloss das Parlament eine Änderung des Bundespolizeigesetzes ( 16/6291, 16/6569). Die inner- und zwischenbehördlichen Strukturen der Bundespolizei sollen reformiert werden. Mit der Öffnung vieler innereuropäischer Grenzen durch das Schengen-Abkommen steht die Polizei vor neuen Herausforderungen: Zunehmend wird die Bekämpfung von Schleusungskriminalität, illegaler Einwanderung und terroristischer Gefahren zur zentralen Aufgabe der Exekutive. Neben der Verschlankung der Strukturen will Bundesinnenminister Schäuble erreichen, dass rund 1000 Bundespolizisten künftig ihre Kollegen in den Ländern im Kampf gegen die terroristische Bedrohung und illegale Einwanderung unterstützen können. (mehr in "Das Parlament")