Abgeordnete und ihre Berufe: Heinz-Peter Haustein (FDP)
Damenschneiderin und Förster, Dolmetscherin und Winzer - die Abgeordneten im Bundestag kommen aus ganz verschiedenen Berufen. Die am häufigsten vertretene Berufsgruppe bilden mit 23 Prozent die Juristen. Der Rest der insgesamt 612 Abgeordneten hat in 121 anderen Berufen und Berufungen Erfahrungen gesammelt. Eine kleine Vorstellungsrunde...
Für manche ist Heinz-Peter Haustein ein "Verrückter". Doch das stört den sächsischen FDP-Bundestagsabgeordneten nicht. "Ach, was!", winkt der 53-Jährige gelassen ab, „Ich weiß, was ich weiß!“ Haustein ist sich nämlich sicher, dass irgendwo tief unten im Stollen des stillgelegten Bergwerks in seinem Heimatort Deutschneudorf ein Schatz liegt. Und zwar ein ganz besonderer: Das von den Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg aus Sankt Petersburg geraubte und dann verschollene Bernsteinzimmer.
Seit sein Vater ihm kurz vor dessen Tod erzählte, im "Fortunastollen" könnten die Nazis ihre wertvolle Beute versteckt haben, ließ Haustein - inzwischen Bürgermeister der Erzgebirgsgemeinde Deutschneudorf -, nichts unversucht: Er lieh sich einen Bagger, stieg selbst mit Helm und Taschenlampe bewaffnet in die Grube, ließ sogar den Boden mit unterschiedlichsten Methoden messen und durchleuchten.
Bis jetzt ist der große Fund zwar ausgeblieben, doch das Bergwerk selbst hat Haustein zu neuem Leben erweckt: 2001 gründete er die Fortuna Bernstein GmbH und öffnete den alten Stollen für die Öffentlichkeit. Dort unten nun können die Besucher einiges über die Geschichte des ehemaligen Erzbergwerks erfahren - ebenso wie über das Bernsteinzimmer, das Haustein hier zu finden glaubt.
Zweifel kennt der Sachse nicht: "Hoffnung, Beharrlichkeit und Gottvertrauen", das Motto seiner Vorfahren, von denen viele Bergleute waren, ist schließlich auch seins. Und das gilt nicht nur für die Schatzsuche - sondern auch für die Politik. Denn hier braucht man bisweilen ebenso viel Geduld. Seit seinem Einzug in den Bundestag 2005 kämpft der FDP-Politiker hartnäckig für Reformen: im Steuersystem und im Sozialsystem - besonders aber in der gesetzlichen Unfallversicherung, seinem Schwerpunktthema.
Veränderungen brauchen Zeit, das hat er akzeptiert - wenn auch widerstrebend. Denn für ihn, der 1954 in der DDR geboren und aufgewachsen ist, waren Wende und Wiedervereinigung die große Motivation, endlich selbst politisch etwas zu bewegen. In der DDR war Haustein zwar Mitglied der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands, einer der SED-Blockparteien gewesen, doch das mehr aus Pragmatismus als aus Überzeugung: "Die LDPD war die Handwerkerpartei und man musste als Selbständiger Mitglied sein, das ging nicht anders". Nur so hatte Haustein 1986 als gelernter Elektriker und studierter Ingenieur für Elektronik nach langem Warten die Genehmigung bekommen, sich mit einer Elektro- und Aufzugfirma selbständig zu machen.
1990 trat Haustein dann wieder in eine Partei ein, diesmal in die FDP und mit dem Ziel, aktiv zu werden. Noch im gleichen Jahr zog Haustein in den Kreisrat ein. 1994 wurde er Bürgermeister von Deutschneudorf, was er bis heute ist. Trotz seines Bundestagsmandats und trotz der Schatzsuche, die er nun in der Sommerpause wieder aufnehmen will. Statt Urlaub wird sich Haustein erneut mit dem Bagger ans Werk machen. Im Gegensatz zur Reform der Unfallversicherung erwartet er hier nämlich schon in den nächsten Monaten zufrieden stellende Ergebnisse. "Ich bin zu 100 Prozent sicher, dass ich schon bald etwas finden werde", sagt Haustein. "Warten Sie es nur ab!"