Unterausschuss Bürgerschaftliches Engagement hörte Experten
Der Schule kommt beim Verständnis und der Vermittlung bürgerschaftlichen Engagements eine herausragende Bedeutung zu. Vor diesem Hintergrund hat der Unterausschuss Bürgerschaftliches Engagement des Familienausschusses am 28. Januar 2009 drei Sachverständige gebeten, sechs Jahre nach den Empfehlungen der gleichnamigen Enquete-Kommission eine Einschätzung der Entwicklung und Fortschritte vorzunehmen.
Prof. Dr. Wolfgang Edelstein, Vorsitzender der
Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik e.V. und
emeritierter Ordinarius des Max-Planck-Instituts für
Bildungsforschung in Berlin, warnte eingangs vor einem
Patentrezept. Die deutsche Schule sei nicht auf Partizipation
ausgerichtet. Kernziel sei ein hierarchisch strukturierter
Unterricht. Warum also Demokratie in der Schule? Weil, so
Edelstein, "Demokratie nicht vom Himmel" falle.
Chance für basisdemokratischen Ansatz
"Wenn wir Demokratie wollen, müssen wir auch entgegenkommende Voraussetzungen schaffen. Die Chance, an der Schule Verantwortung einzuüben und – etwa durch so genannte Klassenräte – einen basisdemokratischen Ansatz zu schaffen, ist gut", so Edelstein.
Denn, so der Sachverständige zu Bedenken der Abgeordneten bei
der Umsetzung, der Bund habe zwar nach den Beschlüssen der
Föderalismuskommission nicht die Entscheidungskompetenz im
Schulwesen, wohl aber in Forschung und Wirtschaft. Zudem sei nicht
zuletzt durch die Ergebnisse der Pisa-Studie deutlich geworden,
dass das deutsche Schulwesen trotz teilweise herausragender Werte
nicht vergleichbar sei und nach den Maßstäben aller
anderen Staaten nur Mittelwerte erreiche.
Diese Wahrnehmung sei auch in der Kultusministerkonferenz
angekommen. Auch dort heiße es nicht mehr unisono: Wie
können wir Reformen abwehren – sondern, wie können
wir das bezahlen?
Deutlich bessere Abschlussergebnisse der Schüler
Christian Petry von der privaten Freudenberg-Stiftung ergänzte die Ausführungen Edelsteins durch Beispiele der deutschen Umsetzung des US-Modells „Service-Learning – Lernen durch Engagement“, für das die Stiftung eine Million Euro jährlich bereitstelle. Petry schilderte aus der Praxis bemerkenswerte Erfolge. Die Verknüpfung schulischer Inhalte mit sozialem Engagement habe eine nachweisbare Verbesserung der Abschlussergebnisse für die Schüler bis um das Dreifache erbracht.
Aber auch Petry warnte: "Wenn es gut geplant, vorbereitet und
gemeinschaftlich gemacht ist, wird Service-Learning Erfolg haben.
Aber wenn es nur ,in' und nicht ,mit' einer Stadt passiert, dann
passiert nichts.“ In Amerika habe das Modell erst zum Erfolg
geführt, als Service-Learning Voraussetzung zur Teilnahme am
Abitur geworden sei.
Positive Erfahrungen in Rheinland-Pfalz
Johannes Jung vom rheinland-pfälzischen Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur berichtete von den Erfahrungen seines Bundeslandes. Danach sind bisherige Modellversuche auch in einigen anderen Bundesländern weitgehend positiv verlaufen. Dies setze aber die Bereitschaft zu partizipativer und materieller Zusammenarbeit aller Beteiligten voraus.