Bundestag nahm die Beratung des Konjunkturpakets auf
Konjunkturpaket II heißt die Antwort der Bundesregierung auf die anhaltende weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise. Weitere 50 Milliarden Euro werden dabei zur Verfügung gestellt. Während sich Kommunen über zusätzliche Investitionen und Besitzer spritsparender Autos über eine niedrigere Kfz-Steuer freuen, gibt es auch viel Kritik.
Otto Fricke (FDP), Vorsitzender des
Haushaltsausschusses, befürchtet eine "außer Kontrolle
geratende Neuverschuldung" – beim gewerkschaftsnahen Institut
für Makroökonomie und Konjunkturforschung kritisiert man
das Paket als "zu klein". Mindestens 40 Milliarden Euro allein
für 2009 hätten es aus Sicht von Institutschef Gustav
Horn sein müssen.
Zum Paket zählt nicht nur der Gesetzentwurf von CDU/CSU und
SPD zur Sicherung von Beschäftigung und Stabilität in
Deutschland (
16/11740), sondern auch der Entwurf der
Bundesregierung für ein Nachtragshaushaltsgesetz 2009 (
16/11700). Hinzu kommt die neue
Kraftfahrzeugsteuer.
Die Kfz-Steuer soll ab Juli 2009 nicht mehr nur nach Hubraum, sondern vor allem auch nach dem Kohlendioxidausstoß erhoben werden. So werden Besitzer umweltfreundlicher und spritsparender Fahrzeuge entlastet. Dazu muss der Bundestag dem Gesetz zur Neuregelung der Kraftfahrzeugsteuer ( 16/11742) zustimmen.
Außerdem ist eine Grundgesetzänderung (
16/11741) nötig, die dem Bund die
Einnahmen aus der Kfz-Steuer
zusichert, die bisher den Ländern zuflossen. Die Länder
erhalten eine Kompensation aus dem Steueraufkommen des Bundes.
Auch eine weitere Maßnahme richtet sich an Autobesitzer. Um
den Verkauf von Neuwagen anzukurbeln, wird eine
"Verschrottungsprämie" in Höhe von 2.500 Euro für
Autos, die älter als neun Jahre sind, ausgelobt. Die
erhält allerdings nur, wer gleichzeitig einen Neuwagen oder
einen Jahreswagen der Schadstoffklasse Euro-4 bis Jahresende
kauft.
Um den Arbeitsmarkt zu stützen, zahlt die Bundesagentur für Arbeit Kurzarbeitergeld. Konkret wird den Arbeitgebern die Hälfte der Sozialbeiträge für 2009 und 2010 erstattet. Weiterhin soll der Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung ab Juli 2009 um 0,6 Prozentpunkte auf 14,9 Prozent sinken.
Bei der Einkommensteuer wird der Grundfreibetrag um 170 Euro auf
7.834 Euro angehoben. Ab 2010 steigt er auf 8.004 Euro. Der
Eingangssteuersatz sinkt ab Januar 2009 von 15 auf 14 Prozent. In
den nächsten zwei Jahren sollen durch Bund, Länder und
Gemeinden zudem 18 Milliarden Euro in den Ausbau der Infrastruktur
fließen.
Doch die Opposition ist dennoch unzufrieden. Der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle sprach von einer "falschen Weichenstellung" und mahnte einmal mehr eine tiefgreifende Steuerreform zur Entlastung der Bürger an.
In einem Antrag (
16/11743) fordern die Liberalen, die Schulden
des Bundes aufgrund des Konjunkturpakets im Bundeshaushalt
auszuweisen und keinen Investitions- und Tilgungsfonds als
Sondervermögen zu schaffen.
"Großbanken vergesellschaften"
Eine Fortsetzung der Umverteilungspolitik "von unten nach oben" kritisiert Oskar Lafontaine von der Linksfraktion. Nach wie vor werde zu wenig in die Bildung und die Infrastruktur investiert.
Die Linke fordert Anträgen zum Konjunkturpaket, die Kirse "mit
mehr Gerechtigkeit" zu überwinden (
16/11746) und Großbanken zu
verstaatlichen (
16/11474).
Auch Bündnis 90/Die Grünen äußern sich
kritisch. Fraktionsvorsitzender Fritz Kuhn sieht in dem Paket ein
"ungezieltes Maßnahmebündel". Statt den
Eingangsteuersatz zu senken, wäre es seiner Meinung nach
sinnvoller, den Regelsatz beim Arbeitslosengeld II sofort auf 420
Euro zu erhöhen.
Für "geboten" hält hingegen Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel (CDU) das Paket. Sie hat die höhere Neuverschuldung verteidigt. Die außergewöhnliche internationale Wirtschaftslage erfordere auch außergewöhnliche Maßnahmen. Diese Schritte würden aber mit klaren Regelungen zur Schuldentilgung verbunden.
Zudem soll im Grundgesetz eine Schuldenbremse aufgenommen werden.
Das Ziel eines ausgeglichenen Haushalts werde "nicht aus den Augen
verloren".