Vorwurf wirtschaftspolitischer Orientierungslosigkeit zurückgewiesen
Abgeordnete von CDU/CSU und SPD haben Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel (CDU) am 11. Februar 2009 gegen den Vorwurf der Führungsschwäche verteidigt. Bündnis 90/Die Grünen hatten der Kanzlerin in einer von ihnen beantragten Aktuellen Stunde mangelnde Führungsverantwortung "in Zeiten der Wirtschaftskrise" vorgeworfen.
Die Kanzlerin agiere ohne wirtschaftspolitische Linie, ohne Ziel,
sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Renate Künast. "Sie
hat den Auftrag bekommen, die Richtlinien der Politik vorzugeben
und zu führen. Nichts tut sie wirklich", so die
Politikerin.
Die drittgrößte Wirtschaftsnation der Welt richte ihre Wirtschaftspolitik an den Regularien der "Stammesfürsten" aus: Mann, katholisch, Oberfranke, so Künast mit Blick auf den neuen Bundeswirtschftsminister Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). "Mit so einer Kanzlerin kommen wir nicht durch die Krise", unterstrich Künast.
Die Kanzlerin habe ihre Richtlinienkompetenz bis zur
Unkenntlichkeit wegmoderiert, sagte Künast weiter. "Wir wollen
keine Stammesfürsten, sondern dass die Industrie auf Zukunft
getrimmt wird!" Wenn Merkel das nicht könne, sei sie fehl am
Platz, so Künast in Abwesenheit der Kanzlerin.
Patrick Döring (FDP) zeigte sich verwundert, dass die Union nicht mehr zu dem stehe, was sie mal vertreten habe: "Es müsste einen Aufschrei durch Ihre Reihen gehen. Finden Sie Ihr ordnungspolitisches Gewissen wieder zurück!" Falsche Richtung, keine Führung, lautete Dörings Fazit.
Die Linke hielt wenig von der Wirtschaftspolitik des alten
Ministers Michael Glos und hat wenig Hoffnung, dass sich das unter
zu Guttenberg ändert, meinte Dr. Axel Troost.
Konjunkturprogramme seien auf einmal "in" und nicht mehr des
Teufels, so der Abgeordnete der Linksfraktion. Früher
hätten die Reichen vom Rückzug des Staates profitiert,
jetzt profitierten sie von Bankenrettungsplänen und
Konjunkturpaketen.
Für Laurenz Meyer (CDU/CSU) heißt Führung zu zeigen nicht, sich von der Opposition, den Medien und Experten treiben zu lassen. Vielmehr gehe es darum, den Ernst der Lage zu begreifen, sorgfältig zu analysieren und dann zu handeln. Der Höhepunkt der Krise sei noch nicht erreicht. "Wir müssen mit Vertrauen und optimistisch in die Zukunft blicken", sagte Meyer.
"Die Regierungsfähigkeit des Kabinetts war zu keinem Zeitpunkt
gefährdet", stellte Ute Berg (SPD) fest. "Mit Abscheu und
Empörung" wies sie den Vorwurf zurück, dass die
Führungsverantwortung der Kanzlerin nicht gewährleistet
sei. Inhaltlich seien die richtigen Weichen gestellt worden, mit
einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Konjunkturstützung
und Begrenzung der Neuverschuldung.