Experten nahmen im Forschungsausschuss zu Vorschlägen Stellung
Dem wissenschaftlichen Nachwuchs müssen im deutschen Wissenschaftssystem attraktivere Perspektiven mit besserer Planbarkeit geboten werden. Darüber bestand unter den Sachverständigen bei einer Anhörung im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung am Montag, 2. März 2009, Einigkeit. Andreas Keller von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft forderte berechenbarere Karrierewege. Auch nach der Promotion blieben Nachwuchswissenschaftler oft zu lange im Unklaren darüber, wie ihr Weg in der Wissenschaft weitergeht, so Keller.
Das so genannte Tenure-Track-Verfahren, der amerikanische Weg in
ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis an den
Hochschulen, könne nach der Promotion oder einer
Juniorprofessur ein Weg sein, sagte Keller. „Wenn die
Karrierewege nicht attraktiver werden, bekommen wir einen
Fachkräftemangel.“ Ein Grundproblem im
Wissenschaftsbetrieb seien allerdings fehlende Stellen.
Matthias Kleiner von der Deutschen Forschungsgemeinschaft bezeichnete den „Tenure Track“ als wichtigstes Desiderat. Optionen des „Tenure Track“ könnten etwa neben einer Professur auch andere unbefristete Anstellungsverhältnisse sein. Nur durch solche Perspektiven und in Kombination mit einer besseren Bezahlung des wissenschaftlichen Nachwuchses könne das Wissenschaftssystem mit Angeboten aus der Wirtschaft konkurrieren.
Marianne Kriszio von der Bundeskonferenz der
Frauenbeauftragten wies darauf hin, dass sich Frauen je nach
Fachrichtung für oder gegen das Wissenschaftssystem
entschieden. „Historikerinnen und Germanistinnen setzen sich
eher dem System mit zeitlichen befristeten Verträgen und
Unsicherheiten aus als Juristinnen, die in der Wirtschaft weitaus
bessere Angebote bekommen“, so Kriszio.
Barbara Bludau von der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften wies außerdem auf den demografischen Wandel als „wichtigste Rahmenbedingung“ hin. In den nächsten fünf Jahren sei ein erster starker Rückgang von Wissenschaftlern zu erwarten.
Gegensteuern müsse man vor allem damit, dass man die
Nachwuchswissenschaftler besser ausstatte und schneller zum Erfolg
bringe. Des Weiteren müssten mehr Frauen und auch
ausländischer Nachwuchs angeworben werden, um den
demografischen Wandel zu kompensieren.
Liste der geladenen Sachverständigen