Die Vizepräsidentin des Deutschen
Bundestages Dr. hc. Susanne Kastner eröffnet am Dienstag, 8.
März 2005, um 11 Uhr im Deutschen Dom, Gendarmenmarkt 1,
Berlin-Mitte, die Ausstellung "Parastou Forouhar im Deutschen Dom".
Die Ausstellung, die anlässlich des Internationalen
Frauentages gezeigt wird, steht unter der Schirmherrschaft von
Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, und ist auf Initiative
der Gleichstellungsbeauftragten des Deutschen Bundestages, Antje
Lange, entstanden. In die Ausstellung einführen wird der
Kurator der Kunstsammlung des Deutschen Bundestages, Dr. Andreas
Kaernbach.
Parastou Forouhar ist 1962 in Teheran, Iran, geboren. Nach dem
Kunststudium an der Universität Teheran entzog sie sich der
Zensur und dem Konformitätsdruck und setzte ab 1991 ihr
Studium in Deutschland fort. Im Jahre 1998 wurden ihre Eltern -
beide prominente Oppositionspolitiker - in Teheran ermordet. Die
Drahtzieher des Mordes wurden bis heute nicht vor Gericht gestellt.
Zur Aufklärung des Mordes unternahm Parastou Forouhar mehrere,
gefährliche Reisen in den Iran. Sie kämpft für die
Demokratisierung des Iran und insbesondere für die
Gleichberechtigung der Frauen.
Die Künstlerin setzt als Konzept-Künstlerin alle Medien,
von der Zeichnung über die Fotografie bis zu
computeranimierten Bildsequenzen, ein, um ihr Hauptthema zu
veranschaulichen: das Spannungsverhältnis in einer
Gesellschaft, insbesondere in der islamischen, zwischen dem
Bedürfnis des Individuums nach Selbstbestimmung und seinem
Zwang zur Anpassung, zwischen Religion und Staat, Tradition,
Moderne und Aufklärung. Parastou Forouhar greift für die
Ausstellung im Deutschen Dom auf einen Figurenzyklus zurück,
den sie bereits als "Tapetenmuster" für die Ausstellung
"Tausendund
ein Tag" im Hamburger Bahnhof entwickelt hat. Sie
projiziert piktogrammartig gezeichnete Menschenfiguren auf eine
Mattglasfläche in einen am Boden stehenden Holzkasten, so als
schaute man in einen Brunnen hinein und sähe die Figuren,
mehrfach symmetrisch gespiegelt, wie Ornamente eines persischen
Teppichs.
Schaut man jedoch genauer hin, erkennt man, dass die scheinbar
harmlosen Ornamente in Wirklichkeit Folterszenen zeigen: Menschen
werden mit der Last schwerer Steine gequält, müssen
gefesselt auf Säulen stehen, werden ausgepeitscht oder
hingerichtet. Mit der "Ornamentalisierung" der Folterverbrechen
versinnbildlicht die Künstlerin einen für sie zentralen
Kritikpunkt am Gesellschaftsentwurf der herrschenden Schichten im
Iran.
Die von der Künstlerin gezeigten Szenen könnten sich
nicht nur im Iran, sondern überall und jederzeit abspielen,
wenn nicht Aufmerksamkeit und Wachheit gegenüber Gewalt in
jeder Form der allzu großen Eingängigkeit des
Ornamentalen, des medial Inszenierten entgegengesetzt werden. Auf
die Gefahr einer solchen Desensibilisierung machen die
Figurenszenen Parastou Forouhars aufmerksam.
Die Ausstellung kann bis zum 29. April 2005 im Deutschen Dom am
Gendarmenmarkt besucht werden. Zeiten: dienstags von 10.00 Uhr bis
22.00 Uhr, mittwochs bis sonntags von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr. Der
Eintritt ist frei.
Ebenfalls im Zusammenhang mit dem Internationalen Frauentag wird
Seyran Ate?, Preisträgerin des Berliner Frauenpreises 2004, am
29. März 2005 um 18.00 Uhr im Deutschen Dom aus Ihrem
Buch "Große Reise ins Feuer. Die Geschichte einer deutschen
Türkin." lesen. Auch hier ist der Eintritt frei.
Für weitere Fragen steht die Verwaltung des Deutschen
Bundestages, Referat PI 5, unter der Rufnummer 030/227-32140 zur
Verfügung. Dort können auch per e-mail Bilder von der
Ausstellung angefordert werden (
vorzimmer.pi5@bundestag.de).