DGB-Chef Sommer warnt vor Einführung
des Herkunftslandprinzips durch die Hintertür Der Deutsche
Gewerkschaftsbund (DGB) befürchtet trotz des Kompromisses im
EU-Parlament zur Dienstleistungsrichtlinie den Abbau sozialer
Standards. Der DGB-Vorsitzende Michael Sommer sagte in einem
Interview mit der Wochenzeitung „Das Parlament“
(Erscheinungstag: 27. März 2006), zwar tauche der Begriff
„Herkunftslandprinzip“ in dem Kompromiss nicht mehr
auf. Die entsprechenden Formulierungen könnten aber so
uminterpretiert werden, dass das Herkunftslandprinzip zum Schluss
doch gilt. „Das wäre die soziale Kriegserklärung an
alle Kritiker und würde auch von uns nicht unbeantwortet
bleiben“. EU-Binnenmarkt-Kommissar Charlie Mc Creevy, so
Sommer, denkt zudem „überhaupt nicht daran denkt, den
Kompromiss umzusetzen“. Bei der Einführung des
Herkunftslandprinzips im Dienstleistungssektor wäre das
anbietende Unternehmen nur den gesetzlichen Regelungen seines
Heimatlandes unterworfen.
Gleichzeitig sprach sich Sommer für eine Europäische
Verfassung mit einem sozialen Grundrechte-Katalog aus. „Die
Menschen in Europa kann man nur überzeugen, wenn man
tatsächlich das Projekt eines sozialen Europas angeht“,
so Sommer gegenüber „Das Parlament“
Das Interview mit Michael Sommer erscheint in der nächsten
Ausgabe der Wochenzeitung „Das Parlament“ mit dem
Schwerpunktthema „Zukunft der Europäischen Union“.
Darin gibt es auch weitere Interviews mit der
Bundestagsabgeordneten Claudia Roth (Bündnis 90/Die
Grünen) und dem Europaparlamentarier Elmar Brok (EVP) sowie
der Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Dagmar
Roth-Behrendt (PSE). Ferner in der Themenausgabe: Berichte und
Analysen zum Fortgang der Europäischen Verfassung, der Debatte
um die Erweiterung sowie Beiträge zur sozialen und
institutionellen Entwicklung der Union.