Mortler sprach sich ferner dafür aus, beim Mehrwertsteuersatz für das Hotel- und Gaststättengewerbe mit den Nachbarländern gleichzuziehen und ihn zu reduzieren. Dies wäre bei einem weiterhin positiven Verlauf der wirtschaftlichen Entwicklung „nur fair“. Die Chancen dazu sollten ausgelotet werden. Im Übrigen legte Mortler, die auch Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ist, den landwirtschaftlichen Betrieben ans Herz, den Urlaubern regionale Erzeugnisse schmackhaft zu machen. Andere Länder seien damit bereits sehr erfolgreich.
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Quelle: „Das Parlament Nr. 10/2007 vom 5. März 2007
Interview mit der Vorsitzenden des Tourismusausschusses des Bundestages, Marlene Mortler (CSU)
Die Wintersportgemeinden hatten keine gute Saison. Müssen die örtlichen Anbieter auf den Klimawandel reagieren?
Wenn es immer weniger schneesichere Gebiete gibt, kann ich nicht mit Schneekanonen antworten. Die brauchen viel Wasser, Energie und Temperaturen unter null Grad. Da stimmt das Leistungsverhältnis nicht mehr. Deshalb sollten die Verantwortlichen vor Ort nach Alternativen Ausschau halten. Auch im Winter kann man wandern und Rad fahren.
Vor einigen Jahren war noch von mangelndem Service, unfreundlichem Personal und überhöhten Preisen in Deutschland die Rede. Hat sich da was getan?
Hier ist ein großer Fortschritt erzielt worden. Wir haben unser Image nicht nur aufpoliert, sondern nachhaltig positiv verändert, dank einer Service- und Freundlichkeitskampagne, die die gesamte Dienstleistungskette erfasst hat. Nach der WM habe ich immer gehört: Du, die sind ja immer noch freundlich. Freundlichkeit kostet nichts, bringt aber viel. Wir haben dank der Auslandswerbung der Deutschen Zentrale für Tourismus bei den Auslandsgästen ein hohes Niveau erreicht. Den Deutschen sage ich: Wie wär’s mit Urlaub im eigenen Land, und sei es auch nur mal für ein Wochenende?
Früher kamen die Holländer, heute die Chinesen. Hat die Globalisierung nun auch das mittelständische Gastgewerbe erreicht?
Das ist eine Herausforderung und eine Chance. Wir müssen wissen: Wie ticken Gäste aus anderen Kulturen, wie reden die, was essen die. Zum Beispiel sind es die Chinesen gewohnt, dreimal täglich warm zu essen, und zwar möglichst ein chinesisches Gericht. Wenn sie das angeboten kriegen, fühlen sie sich ein Stück weit zu Hause. Damit verbinden sich auch für den Mittelstand Riesenchancen, die wir nutzen müssen. Laut einer Studie gibt es bis zu 100 Millionen Chinesen, die finanziell in der Lage sind, nach Europa zu reisen.
Der Bund finanziert die Auslandswerbung der Deutschen Zentrale für Tourismus. Reicht das, oder müsste er noch mehr tun?
Sollte die wirtschaftliche Entwicklung weiter positiv verlaufen, wäre es nur fair, wenn wir bei der Mehrwertsteuer mit unseren Nachbarn gleichziehen und den Satz für das Hotel- und Gaststättengewerbe reduzieren könnten. Für die betroffene Branche steht das ganz oben auf der Agenda. Die Luft ist zwar noch dünn, doch sollten die Chancen ausgelotet werden..
Sie sind von Haus aus Agrarpolitikerin. Wie können Landwirte noch mehr am wachsenden Tourismus teilhaben?
Den Betrieben lege ich dringend ans Herz, den Urlaubern regionale Erzeugnisse schmackhaft zu machen, sei es in Form kleiner Geschenkkörbe oder als individuelle Produkte. In anderen Ländern funktioniert das bereits besser als bei uns.