Die drei großen Bilder an den Wänden im Büro von Christoph Pries sind mit Bedacht gewählt. Vor dem Schreibtisch des 50-jährigen SPD-Abgeordneten hängt an der Wand ein Bild mit einem schwarzen Vogel, hinter ihm hängt eines mit einem Feuersalamander und daneben ein weiteres mit vier Fischen. Die Bilder hat er in der Kunstsammlung des Bundestages entdeckt. Für ihn spiegeln sie einen Teil seiner politischen Arbeit wider. Seit 2005 ist Pries Bundestagsabgeordneter und Mitglied in drei Ausschüssen. Im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit ist er Berichterstatter für Atomenergie. "Das war ein Thema, das mir erst gar nicht so lieb war. Aber es ist hochspannend und hat mich dann gepackt." Außerdem ist er für das Thema Artenvielfalt zuständig:"Deshalb die Bilder mit den Tieren", erklärt Pries, der vor seiner Bundestagszeit als Lokaljournalist bei der Westdeutschen Verlags- und Werbegesellschaft in Wesel gearbeitet hat.
Neben dem Umweltausschuss ist Pries Mitglied des Ausschusses für Kultur und Medien und Vorsitzender des Unterausschusses Neue Medien. Vor vier Jahren zog er als Nachrücker für die verstorbene SPD-Abgeordnete Dagmar Schmidt zum ersten Mal in den Bundestag ein und wurde als Neuling gleich mit dieser Aufgabe betraut. "Ich bin Journalist, habe Erfahrung mit Medien und wurde daher gefragt, ob ich das machen möchte." Der Unterausschuss sei ein Querschnittsausschuss mit einer breiten Themenpalette, die vom Medienbericht der Bundesregierung über den Jugendschutz bei Computerspielen bis hin zum mobilem Fernsehen reiche und damit viele Politikfelder betreffe. "Wir berühren mit unseren Themen technische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen. Das macht für mich den besonderen Reiz aus." Verändert haben ihn seine neuen Aufgaben nicht, sagt er, fast nicht, ergänzt er dann. "Wenn die Leute sagen: Christoph, du hast dich verändert, dann schauen sie auf meinen Bauch." Sport und ein gesunder Lebenswandel seien mit den vielen Sitzungen und manchmal langen Tagen nicht leicht zu vereinbaren. Aber das gehöre dazu.
Seine politische Sozialisation sieht Pries, der 1986 sein Magisterstudium der Neueren und Neuesten Geschichte, Osteuropäischen Geschichte und Publizistik in Münster abgeschlossen hat, in den 1970er Jahren. Vor allem an zwei Personen macht er sie fest. "Für mich waren Willy Brandt und Helmut Schmidt prägend", erinnert er sich, "da hatte man einfach das Gefühl, was Neues mitzuerleben." Letzlich ausschlaggebend für seinen Eintritt in die SPD 1988 und sein politisches Engagement sei die Barschel-Affäre gewesen, sagt Pries. Zu Beginn seiner politisch aktiven Zeit arbeitete er als Presse- und Bildungsobmann des SPD-Ortsvereins seiner Heimatstadt Isselburg, 1994 wurde er in den Stadtrat gewählt.
Die Kommunalpolitik habe sich mit seiner Arbeit als Journalist gut vereinbaren lassen, erzählt der Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Borken. "Ich bin morgens von Isselburg in einen anderen Kreis gefahren. Als Journalist war ich damit für eine andere Region zuständig als in meiner Eigenschaft als Kommunalpolitiker." Die SPD-Mitgliedschaft und sein politisches Engagement habe man seiner journalistischen Arbeit nicht angemerkt. "Es hat sich nie jemand beschwert", erinnert er sich an diese Zeit.
Den Schritt in die Bundespolitik hat Pries nicht bereut. Auch wenn er sich die Entscheidung, für den Bundestag zu kandidieren, nicht leicht gemacht hat. "Als Journalist und als Kommunalpolitiker war ich schon gut beschäftigt. Aber nach Berlin zu gehen, war noch einmal ein ganz anderer Schritt. Mir war klar: Ich würde die Familie noch seltener sehen." Mit seiner Frau und den heute neun und zwölf Jahre alten Kindern habe er sich seinerzeit beraten. Die Familie war einverstanden.
Sie unterstützen ihn auch in diesem Jahr. 2009 will Pries wieder als Direktkandidat des Wahlkreises 127 - Borken II antreten. "Es gibt noch eine ganz persönliche Scharte auszuwetzen. Meine erste Amtshandlung als Bundestagsabgeordneter war die Teilnahme an der Wahl einer CDU-Politikerin zur Bundeskanzlerin." Das wünscht er sich diesmal anders.