Am 20. Juni 1991 beschloss der Deutsche Bundestag, Parlament und Regierung nach Berlin zu verlegen. Der Ältestenrat erhob das Reichstagsgebäude zum Sitz des Parlaments. Dieser Entscheidung war eine lebhafte politische Auseinandersetzung vorausgegangen: die "Berlin-Bonn-Debatte", in der Argumente für und gegen einen Parlaments- und Regierungsumzug kontrovers diskutiert wurden.
In den folgenden Jahren wurden im Spreebogen nach internationalen Architekturwettbewerben beeindruckende Parlamentsbauten geschaffen. Ein neues Parlamentsviertel entstand. Die zuständigen Gremien des Deutschen Bundestages entschieden zudem von Beginn der Planungen an Künstler zur Gestaltung der Bauten hinzuziehen. So wurde im Parlamentsviertel die "Kunst-am-Bau"-Richtlinie zeitgemäß weiterentwickelt. Die Kunst hat dank dieses kulturellen Engagements des Parlamentes Einzug in die Räume der Politik gehalten. Künstler kommentieren und begleiten mit ihren Werken die Arbeit der Parlamentarier. Sie nutzen das Parlament also als Bühne zur Darstellung ihrer eigen-, oft widerständigen Positionen. Politiker ihrerseits stehen im täglichen Arbeitsumfeld im Dialog mit der Kunst.
Neben den "Kunst-am-Bau"-Werken besitzt der Deutsche Bundestag seit 1969 eine eigene Kunstsammlung, die Jahr um Jahr durch Ankäufe erweitert wird. Seit 2005 verfügt der Deutsche Bundestag über einen eigenen Kunst-Raum, der für Ausstellungen zeitgenössischer Kunst genutzt wird und so das Fenster zur aktuellen Kunstszene offen hält. Er eröffnete mit der Fotografieausstellung "Bilder der Macht" von Herlinde Koelbl.