Die Interamerikanische Entwicklungsbank (IDB) in Lateinamerika und der Karibik will die Zusammenarbeit mit Deutschland ausbauen. Vor allem auf dem Gebiet des Umwelt- und Klimaschutzes, der Energiewirtschaft und der Förderung von Sozialstandards habe sich die Kooperation bereits bewährt, sagte der IDB-Präsident Luis Alberto Moreno am 18. Juni im Entwicklungsausschuss. Deutschland sei ein solider Partner mit strategischem Wert für Lateinamerika und die IDB. Die Zusammenarbeit ließe sich etwa beim Kampf gegen den Klimawandel und im Bereich der Wasserversorgung und Wasserentsorgung verstärken. Täglich würden in Lateinamerika 1.000 Kinder sterben, weil sie kein sauberes Wasser zur Verfügung hätten, so Moreno. Auf Nachfrage des Ausschusses bewertete der IDB-Präsident den jüngsten EU-Lateinamerikagipfel in Peru als einen sehr guten Erfahrungsaustausch. "Sehr gut ist auch der Besuch der Bundeskanzlerin angekommen", so Moreno, der ein differenziertes Bild der neuesten Entwicklung in Lateinamerika zeichnete. Insgesamt sei ein solides Wirtschaftswachstum zu verzeichnen, das aber von einer zunehmenden Inflation begleitet werde. Diese sei auf die steigenden Öl- und Lebensmittelpreise zurückzuführen.
Auf der Habenseite verbuchte Moreno, dass sich der Anteil der in Armut lebenden Bevölkerung in Lateinamerika von 44 Prozent im Jahre 2002 auf 36 Prozent im vergangenen Jahr vermindert hatte. Auch hätten "mehr Kinder als je zuvor" Zugang zu Schulbildung. Zu den Schattenseiten zählte der IDB-Präsident Defizite in der Infrastruktur, in der Qualität der Bildung und geringe Investitionen in Forschung und Technologie.
Große Potenziale schlummerten in der Landwirtschaft Lateinamerikas, meinte Moreno auf die Frage des Ausschusses nach der Nahrungsmittelsituation. In den 90er-Jahren sei zu wenig in die ländlichen Räume investiert worden. Nun müsse die Produktivität erhöht werden. Dazu brauche man entsprechende Infrastruktur wie Straßen, Lagerunskapazitäten, Zugang zu erschwinglichen Düngungsmitteln. Zum Einfluss von Biospritproduktion auf die jüngste Nahrungsmittelkrise meinte Moreno: "Vor 18 Monaten waren sich noch alle einig, dass Biosprit die Lösung der Energieprobleme ist." Jetzt würde die Biospritproduktion für die Krise verantwortlich gemacht. Dies sei angesichts des prozentual geringen Anteils der Anbauflächen für Biosprit nicht gerechtfertigt. Nötig seien allerdings verbindliche Standards für die Produktion. Ohnehin sei es klar, dass Biosprit die Energiesicherheit nicht gewährleisten könne.
Die IDB wurde 1959 von 19 amerikanischen Staaten gegründet und ist inzwischen der größte multilaterale Geber für Lateinamerika und die Karibik. Deutschland ist seit 1979 Mitglied der IDB und hält einen Anteil von 1,9 Prozent an der Bank.