Ein Jahr vor Ende der Barroso-Kommission wird das Kollegium nochmals umgebildet: Als erster ging der griechische Gesundheitskommissar Markos Kyprianou. Er wurde Außenminister seines Landes Zypern. Für ihn rückte die Zypriotin Androulla Vassiliou neu in das Gremium auf. Franco Frattini ließ sich für den italienischen Wahlkampf von seiner Arbeit als Justizkommissar freistellen und ist nicht nach Brüssel zurückgekehrt. Er wurde Außenminister im neuen Kabinett Berlusconi. Als Nachfolger schickt die Regierung in Rom Antonio Tajani nach Brüssel, der bislang für Berlusconis Forza Italia im Europaparlament saß. Dort engagierte sich der 55-jährige Italiener vor allem in der Außenpolitik, saß als Stellvertreter aber auch im Innen- und Justizausschuss. Dennoch durfte er Frattini nicht in diesem Amt beerben, sondern musste in Brüssel das Verkehrsressort übernehmen.
Denn dessen bisheriger Chef, der 71-jährige Jacques Barrot, war nur allzu froh, diese Aufgabe los zu sein. In den vergangenen vier Jahren hat er sich um transeuropäische Netze, das Satellitensystem Galileo, um Flüssigkeiten im Fluggepäck, den einheitlichen europäischen Luftraum und die Eurovignette gekümmert. Nun muss Tajani diese trockenen Dossiers studieren, und Barrot darf sich mit den wesentlich spannenderen Themen Justizzusammenarbeit, Flüchtlingspolitik, Datenschutz und grenzüberschreitende Verbrechensbekämpfung befassen.
Bei einer Anhörung am 16. Juni vor dem Europaparlament in Straßburg war ihm die Freude an der neuen Aufgabe anzumerken. Auch Fragen nach einer Bewährungsstrafe im Jahr 2000 wegen illegaler Parteienfinanzierung beantwortete er ruhig und gelassen. Tajani zeigte zwar, dass er sich in die komplizierte Materie noch einarbeiten muss, doch konnte er sich eines positiven Votums der Abgeordneten dennoch sicher sein. Schließlich kennt er viele von ihnen aus 14 Jahren gemeinsamer Parlamentsarbeit.