ANTIDOPING-KAMPF
Keine Sonderregelungen für Fußballer
"Das war ein ganz eindeutiger Dopingverstoß." Die Worte von Armin Baumert, Vorstandsvorsitzender der Nationalen Anti-Doping Agentur (Nada) ließen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Die Rede ist vom Fall der Hoffenheimer Fußballprofis Andreas Ibertsberger und Christoph Janker. Nach dem Punktspiel am 7. Februar in Mönchengladbach waren die beiden mit zehnminütiger Verspätung zur Dopingprobe erschienen. Ein Bagatellvergehen? Nein, sagt Baumert. Ob die Lücke eine oder zehn Minuten ist, spiele keine Rolle. "Das Verhalten der Spieler muss sanktioniert werden, denn sie haben Regeln gebrochen." Doch genau dies ist bisher nicht geschehen. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußballbundes (DFB) hat beide Spieler am 6. März frei gesprochen. Stattdessen soll es dem Hoffenheimer Dopingbeauftragten Peter Geigle an den Kragen gehen. Geigle soll es versäumt haben, die Profis über ihre Auslosung zur Dopingkontrolle zu informieren.
Der Grünen-Sportpolitiker Winfried Hermann ärgert sich über die Reaktion der Hoffenheimer Verantwortlichen auf den Vorfall. Hoffenheims Trainer Ralf Rangnick hatte versucht den Vorfall herunter zu spielen. Es sei gängige Praxis, dass Spieler nach der Partie noch schnell in die Kabine gehen, um das Trikot zu wechseln. Auch andere Vereine würden das so handhaben, erklärte der Coach. Hermann dazu: "Die Reaktion von Hoffenheim war falsch. Ein Herunterspielen des Problems ist nicht akzeptabel." Dass der DFB in dieser Frage "klare Kante" gezeigt und einen Verstoß gegen die Anti-Doping Regeln festgestellt hat, begrüßt er. Allerdings: "Der DFB schiebt nun die Schuld auf die Betreuer. Es gibt aber auch eine Bringschuld der Spieler."
Das weiß auch der Vorsitzende des Sportausschusses, Peter Danckert (SPD), der jedoch zu bedenken gibt: "Wenn die Spieler tatsächlich nichts von ihrer Auslosung wussten, kann man ihnen keinen Vorwurf machen." Danckert teilt ausdrücklich die Auffassung von Nada und DFB, dass es sich um einen Dopingfall handelt. "Die Regel lautet: Wer ausgelost ist, muss sich unverzüglich der Dopingkontrolle stellen. Eine Unterbrechung von zehn Minuten reicht aus, um zu manipulieren, auch wenn ich das keinem Spieler unterstelle." Das Verfahren sei im Übrigen nur "vorläufig" eingestellt. "Das Sportgericht des DFB muss sich nun davon überzeugen, dass die Spieler nichts von der Kontrolle gewusst haben. Es könnte ja schließlich auch sein, dass dies nur eine ,Version' des Vereins ist, um die Spieler vor einer Sperre zu schützen."
Der FDP-Sportexperte Detlef Parr plädiert dafür, bis zum Abschluss des Verfahrens für die Spieler die Unschuldsvermutung gelten zu lassen. Dennoch müsse deutlich werden: "Auch für Fußballer gelten im Anti-Doping Kampf keine Sonderregelungen."