TRANSNATIONALE MEDIEN
Debatten über die EU im Internet
Sich kennenlernen, miteinander diskutieren, Gedanken austauschen - bisher gibt es nur wenige, sogenannte transnationale Medien, die Menschen aus den EU-Ländern zusammenbringen. Euranet, das Europäische Radio Netzwerk, ist ein Beispiel dafür, aber auch im Internet sind zuletzt Portale entstanden, die ein Ziel haben: eine europäische Öffentlichkeit schaffen, Debatten anstoßen, Meinungen und Hintergrundinformationen europaweit zugänglich machen.
Es sind Aufregerthemen wie die Studentenproteste in Griechenland oder ein EU-Beitritt der Türkei, bei denen die Besucherzahlen des ersten europäischen Online-Nachrichtenmagazins Cafebabel.com in die Höhe schnellen. Manchmal nehmen bis zu einer Million Menschen im Monat an den hitzigen Debatten teil. Vor allem 20- bis 30-Jährige tauschen sich in den Foren über Themen aus, die mehr als 6.000 ehrenamtliche Autoren und Übersetzer in sechs Sprachen liefern. Dafür suchen die 30 Cafebabel-Lokalredaktionen täglich europaweit nach Themen.
Oft sind Phänomene wie Studentenproteste oder Arbeiterstreiks gleichzeitig an mehreren Orten in Europa zu beobachten. "Dann machen wir die Leser auf Parallelen und Antworten aufmerksam", erklärt Ole Skambraks, Leiter der E-Community von Cafebabel. Skambraks würde gern alle europäischen Sprachen bedienen können. Denn die Sprachbarriere schränkt die Diskussionen bisher am stärksten ein.
Das sieht auch Thorsten Schilling, Chefredakteur von Eurotopics, so. Die mehrsprachige Presseschau der Bundeszentrale für politische Bildung informiert täglich über politische, kulturelle und gesellschaftliche Debatten aus den EU-Ländern und der Schweiz. Als weiteren Grund, warum eine europäische Öffentlichkeit bisher nur in Ansätzen möglich ist, nennt Schilling ein strukturelles Demokratiedefizit der EU-Institutionen: "Eine stärkere Öffentlichkeit entstünde, wenn die Bürger das Gefühl hätten, politische Entscheidungen in Europa wirklich beeinflussen zu können." In den transnationalen Foren ist dies sicher noch häufiger Diskussionsstoff.
Patricia Dudeck arbeitet bei der Bundeszentrale für politische Bildung.