Auf den Luftaufnahmen von Brachtendorf sticht sein Bauernhof deutlich hervor. Peter Bleser sitzt in seinem Abgeordnetenbüro in Berlin, doch seine Heimat ist ihm auch hier ganz nah, die Fotos hängen direkt neben seinem Schreibtisch. Das Anwesen ist mit 90 Milchkühen ein ziemlich großer Hof - und Brachtendorf in Rheinland-Pfalz mit seinen rund 280 Einwohnern ist ein ziemlich kleiner Ort. Nein, es gebe weder einen Bäcker noch einen Lebensmittelladen im Dorf, sagt Bleser. Aber, so fügt er stolz hinzu, der Schützenverein habe fast 120 Mitglieder und auch die Freiwillige Feuerwehr, der Sport- und der "Möhnenverein", der Karnevalsklub der Frauen seien aktiv. Damit Orte wie Brachtendorf eine Zukunft haben, ist er Politiker geworden. Seit 1990 sitzt Bleser für die CDU im Bundestag, seit 2005 ist er landwirtschaftspolitischer Sprecher der Unionsfraktion.
Eines seiner Lieblingsthemen ist die Breitbandstrategie der Bundesregierung, also der Ausbau eines leistungsstarken DSL-Netzes, mit dem die Menschen auch in Kleinstädten und Dörfern einen schnellen Internetzugang haben. "Junge, gut qualifizierte Leute finden meist nur in den Ballungsgebieten Arbeit, das ist ein großes Problem", sagt Bleser. Neben dem Ausbau von Straßen und anderer Infrastruktur ist es ihm daher ein wichtiges Anliegen, schnelle Internetverbindungen auf dem Land zu schaffen. Auf diese Weise, so hofft er, könnten ländliche Gebiete für Unternehmen attraktiver werden und die Tendenz der Menschen, vom Land in die Stadt zu ziehen, gestoppt werden.
Vom Land wegzuziehen kam für den 57-Jährigen selbst nie in Frage. Nach einer Ausbildung zum Landwirtschaftsgehilfen im Betrieb seiner Eltern legte er 1978 die Meisterprüfung zum Landwirtschaftsmeister ab. Mit 21 Jahren übernahm er den Hof von seinem Vater, vor wenigen Jahren übergab er ihn an seinen Sohn. Parallel zur Arbeit auf dem Bauernhof stieg er in der CDU auf: 1970 Eintritt in die Junge Union, 1992 Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Cochem-Zell, 1987 eine zweimonatige Stippvisite im Landtag von Rheinland-Pfalz. Außerdem gehörte er mehrere Jahre der Landwirtschaftskammer des Bundeslandes an, bis heute ist er Aufsichtsratsvorsitzender der Raiffeisenbank Kaiseresch-Kaifenheim.
Wenn es darum geht, Gegnern die Meinung zu sagen, wird Bleser gerne deutlich: "Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, sonst hätte ich Ihnen berichtet, auf welchen Namen mein Sohn unsere schlechteste Kuh getauft hat", rief der Befürworter grüner Gentechnik Grünen-Fraktionschefin und Gentechnik-Gegnerin Renate Künast während einer Bundestagsdebatte Ende März zu. Da hatte sie ihm während einer Rede zum Anbau von gentechnisch modifiziertem Mais zum wiederholten Mal widersprochen. "Natürlich ist die Angst der Bürger vor Gentechnik ernstzunehmen", sagt Bleser. Doch das Thema werde teilweise genutzt, um Stimmung gegen sinnvolle Erneuerungen zu machen. Er vertraue außerdem auf die Einschätzung der Institutionen, die gentechnisch veränderte Pflanzen auf ihre Schädlichkeit überprüfen. Das Gleiche gelte auch für die Kontrolle von Schädlingsmitteln und Dünger.
Peter Bleser hat nie davon geträumt, Politiker zu werden. "Als Bauer ist man selbstständig und hat damit eine gewisse Freiheit. Freiheit ist für mich das höchste Gut", schwärmt er. Auch heute noch helfe er so gut wie jedes Wochenende seinem Sohn, die Kühe zu melken. "Als Bauer denkt man langfristig und lernt früh zu verhandeln." Diese Erfahrungen haben ihm im Bundestag genutzt, sagt der CDU-Politiker im Rückblick.
Dennoch gebe es natürlich gewaltige Unterschiede zwischen der Arbeit auf einem Bauernhof und im Bundestag. "Die Entscheidungsprozesse dauern länger. Das hat natürlich den Vorteil, dass Konsequenzen ausführlicher bedacht werden können." Mit einem leichten Seufzer fügt er hinzu: "Manchmal geht es mir aber zu langsam." Wenn ihm die Hektik des Politikbetriebs doch einmal zu stressig wird, steigt er auf den Traktor: "Dann pflüge ich Furche für Furche. Da bin ich weit weg von allem und kann meinen Gedanken freien Lauf lassen."