Jacques Berndorf
Der Autor machte mit seinen Eifel-Krimis die Region berühmt
Den Entschluss, aufs Land zu gehen, traf Michael Preute in einer für ihn schwierigen Zeit. Die Familie war zerbrochen, sein Alkoholkonsum machte ihm Angst. Auf der Suche nach einer neuen Bleibe empfahl ihm jemand ein leerstehendes Haus in dem Eifelörtchen Berndorf. Aus München kommend empfand der Journalist das neue Leben in der Provinz als "totalen Bruch". In der Stille, die ihn umgab, konnte er erst nicht schlafen. Die Alteingesessenen traten ihm misstrauisch gegenüber, doch Berührungsängste kannte der weit gereiste Preute nicht. Er ging in die Dorfgaststätte und suchte Kontakt zu dem "kleinen, listigen Bergvolk", wie manche den Menschenschlag nördlich der Mosel nennen.
Allmählich lebte sich Preute ein - und hatte eine Idee, den "Eifel-Krimi". Ein Pseudonym fand er mit einem Blick aufs Ortsschild. Sein Erstlingswerk "Eifel-Blues" erschien 1989. Seither hat Preute alias Jacques Berndorf rund 20 Eifel-Krimis geschrieben. Mit einer Auflage von 4,5 Millionen Exemplaren machte er vielen Lesern den dünn besiedelten Landstrich bekannt. "Nichts ist so spannend wie ein Mord am schönsten Arsch der Welt", erklärt sich der heute 72-Jährige den Erfolg. Die Fans seiner Hauptfigur Siggi Baumeister - ein eigenwilliger Journalist und Hobby-Ermittler - kommen in der Vulkaneifel voll auf ihre Kosten. Der "Eifelkrimi-Wanderweg" führt auf zwei 18 und 20 Kilometer langen Strecken zu den Verbrechensschauplätzen von Berndorf und seinem Autorenkollegen Ralf Kramp. Im nahegelegenen Hillesheim hat Kramp, in dessen KBV-Verlag auch Preutes Krimis erscheinen, nicht nur das Deutsche Krimi-Archiv zusammengetragen. Dort gibt es auch das liebevoll eingerichtete Café Sherlock.
Für den Erfolg war die Abgeschiedenheit in der Provinz notwendig, da ist sich Preute sicher. Den Nachteilen, dass etwa abends um sechs Uhr die Rollos runtergingen, stünden viele Vorteile gegenüber. "Einer achtet auf den anderen. Die Nachbarn passen auf, wenn ich mit meiner Frau im Urlaub bin", sagt der Autor, der mittlerweile unweit von Berndorf in dem Ort Brück lebt. Während sich für Preute die Provinz als "ungeheures Glück" erwies, brach für einige seiner Nachbarn mit dem Strukturwandel der 1980er Jahre eine Welt zusammen. Viele der über 60-Jährigen seien "verstummt, hocken zu Hause und fahren ab und zu mit dem Trecker um die Felder, die ihnen nicht mehr gehören", sagt er nachdenklich.
Die meisten Bewohner der Region pendeln heute zur Arbeit in Städte wie Köln, eine Autostunde entfernt, sagt der Berndorfer Bürgermeister Egon Klaes. Dennoch sei das Leben im Dorf auch wegen der günstigen Grundstückspreise heute für junge Leute attraktiv. Für Schriftsteller Preute selbst ist die Entdeckung der Eifel "eine Liebesgeschichte" geworden. Weg will er von dort auf keinen Fall mehr: "Hier möchte ich beerdigt werden."
Die Autorin ist Redakteurin bei der Nachrichtenagentur AFP.