OLDENBURGER MÜNSTERLAND
Die Region trotzt dem Trend - von Entvölkerung keine Spur
Das Oldenburger Münsterland in Niedersachsen trotzt dem Trend. In der ländlichen Region leben 300.000 Einwohner, Tendenz steigend. Es gibt einen Geburtenüberschuss, und keine Krippenplätze. Familienbetriebe stellen den Großteil der Arbeitsplätze und erwirtschaften ein hohes Wachstum. Und warum? Weil die Bevölkerung zusammenhält. Das zeigt eine Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung. Dreimal schneller als im Rest der Republik ist die Wirtschaft rund um Cloppenburg gewachsen, die Zahl der Arbeitsplätze hat sich seit 1995 um 26 Prozent erhöht. Frauen gehen hier häufiger arbeiten als im Bundesdurchschnitt, und sie haben mehr Kinder: 1,74 im Landkreis Cloppenburg, 1,57 im Landkreis Vechta, das deutsche Mittel liegt bei 1,37.
Im Oldenburger Münsterland zählen Familie, Fleiß, Solidarität, Ehrenamt und Bodenständigkeit. Die Mehrheit der Bevölkerung ist katholisch, im Umland ist man protestantisch. Heute gibt es in der Stadt Cloppenburg mit 32.000 Einwohnern 180 eingetragene Vereine. Vier von fünf Personen engagieren sich ehrenamtlich oder im Verein. Und die Großeltern sind stark ins Familienleben eingebunden. Fast jeder Fünfte wohnt in einem Haushalt mit mehr als zwei Generationen. Deutschlandweit ist es nur jeder Hundertste.
"Eigeninitiative wird gefördert", sagt Cloppenburgs Bürgermeister Wolfgang Wiese -er ist selbst in einer Großfamilie aufgewachsen. Im Rathaus gibt es ein Familienbüro, der Bürgermeister ist im Vorstand der Volkshochschule, das garantiert kurze Wege und unbürokratische Entscheidungen. Wiese aber merkt: "Die Leute investieren weniger Zeit, Geld und Arbeit in die Allgemeinheit. Das können wir nur stoppen, indem wir ihre Mühen anerkennen."
Wirtschaftlich geht es dem Oldenburger Münsterland gut. Betriebe von der Agrar- bis zur Lebensmitteltechnik haben in vergangenen Jahrzehnten mit der klassischen Landwirtschaft einen Cluster gebildet, der seinesgleichen sucht. Die Unternehmen können eine gute Verkehrsanbindung nutzen. Die entscheidet laut Wolfgang Wiese über die Zukunft ländlicher Regionen. Bedarf für Verbesserungen sieht er bei der Arbeit: "Wir brauchen mehr Qualität, mehr Know-how, mehr Technik. Neue Unternehmen können wir nur zu uns holen, wenn wir junge Leute haben, die dann die Zukunft dieser Unternehmen auch sichern können."
Auch andere ländliche Regionen können sich derart entwickeln, sagt die Studie des Berlin-Instituts. Denn privates Unternehmertum, bürgerschaftliches Engagement und eine entscheidungsfreudige Verwaltung seien auch anderswo vorhanden. Wolfgang Wiese sagt dazu: "Man muss seine Stärken kennen und seine Schwächen abstellen. So einfach ist das."