3.10.1989 Die DDR-Regierung lässt auch die rund 11.000 Flüchtlinge, die sich seit dem 30.9. erneut in und um die Bonner Botschaft in Prag versammelt haben, in den Westen ausreisen. Zugleich schließt die DDR faktisch ihre Grenzen, indem sie den visafreien Reiseverkehr in die CSSR "aussetzt".
4.10.1989 Bei der erneuten Massenausreise von Botschaftsbesetzern aus Prag in Sonderzügen über DDR-Gebiet kommt es in Dresden zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten, die auf die Züge aufspringen wollen.
6./7.10.1989 Staatsfeier zum 40. Jahrestag der DDR in Anwesenheit Gorbatschows, der in einem spontanen Interview sagt: "Gefahren warten nur auf jene, die nicht auf das Leben reagieren." Vor dem SED-Politbüro variiert er diesen Satz. Sein Pressesprecher Gerassimow macht daraus später: "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben."
In Plauen gehen am 7. Oktober in einer Großdemonstration tausende Bürger für Reformen auf die Straße. Am Abend demonstrieren Jugendliche vor dem Palast der Republik in Ost-Berlin. Wie am folgenden Abend kommt es in Ost-Berlin und anderen Städten zu schweren Übergriffen der Sicherheitskräfte und zu Massenfestnahmen.
In Schwante gründen 43 Personen eine Sozialdemokratische Partei in der DDR (SDP).
9.10.1989 "Tag der Entscheidung" in Leipzig, wo rund 70.000 Menschen für Reformen demonstrieren. Die befürchteten gewaltsamen Auseinandersetzungen mit den aufmarschierten Kräften von Staatssicherheit und Volkspolizei bleiben aus.
11.10.1989 Das Politbüro erklärt sich zum Dialog mit der Bevölkerung bereit.
16.10.1989 Erneute Großdemonstration in Leipzig mit diesmal mehr als 100.000 Menschen. Erstmals wird im DDR-Fernsehen über die Massenproteste berichtet, die auch in anderen Städten stattfinden.
17./18.10.1989 Der Machtkampf im SED-Politbüro endet mit Honeckers Sturz. Egon Krenz, neuer SED-Generalsekretär, kündigt an, "einen Gesetzentwurf über Reisen von DDR-Bürgern ins Ausland vorzubereiten".
23.10.1989 300.000 Demonstranten in Leipzig, Zehntausende in weiteren Städten.
26.10.1989 Die Stasi zählt allein an diesem Tag 160.000 Demonstranten in mehreren Bezirken, die freie Wahlen, Zulassung der Opposition und Reisefreiheit fordern.
In einem Telefonat mit Kanzler Kohl äußert Krenz Interesse, die Beziehungen zur Bundesrepublik auf eine "neue Stufe" zu heben.
27.10.1989 Der DDR-Staatsrat verkündet eine Amnestie für Flüchtlinge und Demonstranten.
1.11.1989 Nach Wiederzulassung des visafreien Reiseverkehrs in die CSSR strömen erneut DDR-Bürger in die Bonner Botschaft in Prag, um ihre Ausreise zu erwirken.
Krenz erklärt nach einem Gespräch mit Gorbatschow, Wiedervereinigung und Mauer-Abriss seien "nicht auf der Tagesordnung".
4.11.1989 Auf dem Ost-Berliner Alexanderplatz demonstrieren fast eine Million Menschen für demokratische Reformen und freie Wahlen. Die genehmigte Veranstaltung ist die bis dahin größte Kundgebung in der DDR.
6.11.1989 Der vom DDR-Ministerrat veröffentlichte Entwurf eines neuen Reisegesetzzes, der Willkür bei Genehmigungen von Auslandsreisen nicht ausschließt, löst in der Bevölkerung Proteste aus.
7.11.1989 Der DDR-Ministerrat tritt zurück.
8.11.1989 Das Politbüro tritt geschlossen zurück; dem neuen Politbüro gehört auch Hans Modrow an, den die SED als Ministerratsvorsitzenden vorschlägt. Das Neue Forum wird als Vereinigung zugelassen.
Im Bundestag legt Kohl seine am Vortag der SED-Spitze übermittelten Forderungen dar: Wenn die SED auf ihr Machtmonopol verzichte, unabhängige Parteien zulasse und freie Wahlen verbindlich zusichere, sei er bereit, "über eine völlig neue Dimension unserer wirtschaftlichen Hilfe zu sprechen".