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Informationen über dieses Dokument: Seitentitel: Finnland
Gültig ab: 08.05.2007 09:19
Autor: Kathrin Gerlof
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Finnland

Flagge Finnland


Gero Storjohann (CDU/CSU).
Gero Storjohann (CDU/CSU).
© DBT/studio kohlmeier


Margaretha Zielke.
Margaretha Zielke.
© DBT/studio kohlmeier


Gero Storjohann trifft Margaretha Zielke, Katharina Hahn und Ilona Thomas-Filppula in der schwedischen Victoriagemeinde

„In keinem Land klingt der Satz ‚Fahre langsam auf die Brücke’ so schön wie in Finnland.” Margaretha, kurz Marga Zielke, sagt dies mit so großer Überzeugung, dass dem Abgeordneten Storjohann nichts anderes übrig bleibt, als es zu glauben. Die Frage ist, ob man den Satz „aja hiljaa sillallla” im Leben häufig anwenden kann. Gibt es in Finnland viele Brücken?

Gero Storjohann hat in dem niedrigen Handwerksraum in der schwedischen Victoriagemeinde Platz an einem der Webstühle gefunden. Hier kann er sitzen. Stehen wäre für den groß gewachsenen CDU/CSU-Abgeordneten aus Bad Segeberg eher schwierig. Aber so ist es gut. Die kleine Finnlandschwedin Marga Zielke kann nun auf Augenhöhe mit Gero Storjohann reden. Ilona Thomas-Filppula, die bei Marga in die Lehre geht, webt derweil an einem endlos groß scheinenden himmelblauen Stück.

Gero Storjohann ist seit 2002 stellvertretender Vorsitzender der Deutsch-Nordischen Parlamentariergruppe. In Finnland war er noch nicht, seine Hochzeitsreise habe er nach Norwegen gemacht, in Schweden und Dänemark sei er bereits gewesen. Finnland würde er sicher auf einer der nächsten Reisen der Parlamentariergruppe kennenlernen, sagt er.

Ein wenig Finnland kann der 1958 geborene Schleswig-Holsteiner hier bei Marga Zielke schon bekommen. Er lernt das finnische Wort „yö” kennen, das auf Deutsch Nacht heißt, er erfährt, woraus ein finnisches Forstarbeiteressen besteht, dass die Finnen eine Liebe zum Tango haben, dessen Tempo sich allerdings erheblich vom argentinischen Tango unterscheidet, dass Karaoke sehr beliebt ist, die Finnen immer bereit für etwas Neues sind, im finnischen Schulsystem auch nicht alles Gold ist, was glänzend beschrieben wird, und dass es in Finnland fünf verschiedene Sorten Milch gibt. „Milch”, sagt der Abgeordnete, „können Sie mir jederzeit und zu jedem Gericht servieren. Trinke ich sogar zu Grünkohl.”

Also auch zu finnischem Fischbrot? Klar, wenn die Milch nicht allzu dünn ist.

Marga Zielke ist eine humorvolle Frau. Gero Storjohann mag die ironischen Untertöne. Das passt gar nicht so schlecht. Und auch nicht, dass der Abgeordnete neugierig ist zu erfahren, wie eine Finnlandschwedin nach Berlin kommt.

Die 1948 im westfinnischen Vaasa geborene Margaretha war die jüngste von drei Schwestern. In ihrer Familie wurde mehr Schwedisch als Finnisch gesprochen. Heute bekommt sie Sehnsucht nach der Heimat, wenn sie die finnische Sprache hört. Eigentlich wollte Margaretha nach dem Abitur Psychologie studieren, aber das war dann doch nicht das Richtige. Also ging sie auf eine Handwerkerschule in Südfinnland. In dieser Schule lernte sie ein Jahr lang weben. Danach begann sie ein Praktikum in der Leinenweberei in Tampere. In einem schwedischen Textilinstitut konnte Marga Zielke nach Abschluss der Ausbildung Stoffmuster für den Textildruck entwerfen. Das tat sie zwei Jahre und dann stand die Frage an: Wohin jetzt?

So weit weg wie möglich, entschied die Finnlandschwedin und ging — nach Stuttgart.

Gero Storjohann trifft Margaretha Zielke, Katharina Hahn und Ilona Thomas-Filppula (v. l. n. r.) in der schwedischen Victoriagemeinde
Gero Storjohann trifft Margaretha Zielke, Katharina Hahn und Ilona Thomas-Filppula (v. l. n. r.) in der schwedischen Victoriagemeinde (© DBT/studio kohlmeier)

Gero Storjohann lacht. So weit weg wie möglich kann Stuttgart nicht sein. „Ich hätte auch nach Südafrika gehen können oder Japan oder Australien”, sagt Marga Zielke und lacht auch. Aber das Leben schreibt ja an den Geschichten mit. Und schickte die junge Margaretha eben nach Stuttgart, wo ein Freund lebte. In ein Unternehmen, das Strickmaschinen herstellte und ebenfalls ein Atelier zum Entwerfen von Mustern hatte. „Das ging bis zur Textilkrise gut. 1975 bin ich nach Berlin gegangen und habe an der Pädagogischen Hochschule studiert.” Ihr Geld verdiente Marga Zielke mit dem Einpacken von Schokolade und mit Putzen. 1980 kam das erste Kind, und damit war Schluss mit Studieren.

Heute hat Marga Zielke zwei Kinder, und seit einigen Jahren leitet sie ehrenamtlich die Webstube in der schwedischen Victoriagemeinde. „Weben lehrt einen Demut. Man bekommt Ehrfurcht vor dem eigenen Kulturerbe”, sagt Marga Zielke und schickt — nur scheinbar zusammenhanglos — hinterher: „Wenn man so lange hier lebt, wird man ein Zwitter. Ich bin hektischer geworden und vermisse manchmal die hellen Sommernächte. Es ist kein Kulturschock, hierher zu kommen. Aber schon anders.” Besonders seltsam an den Deutschen sei, schickt Ilona Thomas-Filppula hinterher, dass die in ihren Wohnungen und Büros immer alle Türen zumachten.

Inzwischen ist man von den Webstühlen an den kleinen Pausentisch gewechselt, um Kaffee zu trinken. Man streitet ein bisschen, welche Art, nach Finnland zu reisen, die schönste sei. „Mit dem Schiff”, sagt Marga Zielke. „Da kommt man langsam an und es gibt großartige Karaokepartys.” „Dann fliege ich wohl besser”, sagt Gero Storjohann — die Karaokeleidenschaft der Finnen scheint ihn ein bisschen zu schrecken.

Man redet über die Felsenbauten in Helsinki und die Karl-May-Festspiele in Bad Segeberg. Wer spielt jetzt eigentlich den Winnetou? Man spricht über Fahrradfahren und Fahrradpolitik, der Abgeordnete ist unter anderem in seiner Fraktion dafür zuständig. „Ich fahre gern langsam Fahrrad”, sagt Marga Zielke. Darauf einigt man sich. So sieht man mehr von der Welt.

Republik Finnland

Zeichnung eines Webstuhls.
© DBT/studio kohlmeier


Fläche: 338.145 Quadratkilometer
Einwohner: rund 5,3 Millionen
Währung: Euro
Hauptstadt: Helsinki
Amtssprachen: Finnisch, Schwedisch
Staatsform: Republik
Nationalhymne: Maamme/Vårt land („Unser Land”)
Kfz-Kennzeichen: FIN
Telefonvorwahl: +358
EU-Mitglied seit: 1995
Nationalfeiertag: 6. Dezember (Erlangung der Unabhängigkeit 1917)
Interessant: Die Sauna ist eine nationale Institution. Schätzungsweise gibt es zwischen 1,4 und 2 Millionen Saunen in Finnland — bei rund 5,3 Millionen Einwohnern.

Gero Storjohann

Gero Storjohann (CDU/CSU).
© DBT/studio kohlmeier

Fraktion: CDU/CSU
Geboren: 12. Februar 1958 in Bad Segeberg (Schleswig-Holstein)
Wohnort: Seth (Schleswig-Holstein)
Ausbildung: Lehre zum Groß- und Außenhandelskaufmann; Studium der Betriebswirtschaftslehre
Beruf: Diplom-Betriebswirt (FH)
Familie: verheiratet, drei Söhne

Stv. Vorsitzender der Deutsch-Nordischen Parlamentariergruppe

gero.storjohann@bundestag.de
www.gero-storjohann.de

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Text: Kathrin Gerlof
Erschienen am 11. Mai 2007


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