Die Bilanz ist beeindruckend: 43.000 Mal wurden die europäischen Zöllner im letzten Jahr tätig, um Produkte sicherzustellen, die ohne Lizenz hergestellt worden waren, so genannte Fälle von Produktpiraterie. Diese Zahlen gab die Europäische Kommission am 19. Mai in Brüssel bekannt. Im Vergleich zum Vorjahr war das ein Anstieg um 17 Prozent. In den meisten Fällen(80 Prozent) waren es die Inhaber der Marken- oder Patentrechte selber, die den Zoll alarmierten. Dabei wurden 79 Millionen gefälschte Artikel sichergestellt, fast 40 Prozent weniger als 2006. Der Rückgang ist darauf zurückzuführen, dass weniger gefälschte CDs und Zigaretten sichergestellt wurden.

Ein Teil des Geschäftes mit gefälschten Produkten habe sich ins Internet verlagert, sagte der zuständige EU-Kommissar, László Kovács. Im Internet werden viele Musiktitel heruntergeladen, die früher auf illegal hergestellten CDs vertrieben wurden. Immer mehr Waren werden im Internet gekauft und dann mit der Post oder Kurierdiensten ausgeliefert. Der Zoll kann diese Geschäfte nicht so leicht kontrollieren wie den Containerverkehr in den Häfen.

Zur Entwarnung bestehe deswegen keine Veranlassung, sagte Kovács weiter, zumal immer mehr sensible Produkte gefälscht würden. So wurden 51 Prozent mehr falsche Medikamente, 62 Prozent mehr Nahrungsmittel und 98 Prozent mehr Spielzeug beschlagnahmt. Bei Kosmetika betrug der Anstieg sogar 260 Prozent. Nach wie vor stellten gefälschte Produkte "eine gefährliche Bedrohung für unsere Gesundheit, unsere Sicherheit und unsere Wirtschaft" dar.

Die allermeisten gefälschten Waren kamen auch im letzten Jahr aus China(60 Prozent), gefolgt von der Türkei und Indien, die zu den Hauptlieferanten falscher Nahrungs- und Arzneimittel geworden sind. Die Kommission will den Druck auf diese Länder erhöhen, enger mit den Europäern zusammenzuarbeiten. Kovács lobte in diesem Zusammenhang die chinesische Regierung. Peking unternehme erhebliche Anstrengungen, um die Produktpiraterie einzudämmen. Mit schnellen Erfolgen rechnet der Kommissar aber nicht.