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Informationen über dieses Dokument: Seitentitel: Beethoven im Bundestag
Gültig ab: 14.12.2009 15:51
Autor: Sandra Schmid; Sebastian Hille
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Beethoven im Bundestag

20 Jahre Mauerfall und friedliche Revolution

Mit einem Festkonzert wurde im Deutschen Bundestag des Mauerfalls und der friedlichen Revolution gedacht. Außerdem: Die Ausstellung „Die Mauer ist weg” im polnischen Sejm. Und: Von Wundern und Träumen – Zitate zum 9. November 1989.

Festkonzert im Paul-Löbe-Haus
Festkonzert im Paul-Löbe-Haus
© DBT/Marco Urb

Still wurde es, als Bundestagspräsident Norbert Lammert und Bundeskanzlerin Angela Merkel mit ihrem Gast, dem Präsidenten des Europäischen Parlamentes Jerzy Buzek, das voll besetzte Foyer des Paul-Löbe-Hauses durch querten und ihre Plätze einnahmen. Das Orchester des Mitteldeutschen Rundfunks spielte „Ein Sommernachtstraum” von Felix Mendelssohn Bartholdy. Eine heitere und beschwingte Ouvertüre, die passte, auch wenn der Abend wenig sommerlich war, sondern nass und kalt. Dennoch waren zahlreiche Parlamentarier, Botschafter und Diplomaten auf Einladung des Bundestagspräsidenten ins Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestages gekommen. Schließlich war der Anlass ein besonderer: Zum 20. Mal jährte sich der Tag der Mauerfalls am 9. November 1989.

„Ein Sommernachtstraum war es nicht – auch kein Naturereignis”, sagte Lammert zur Begrüßung in Anspielung auf den musikalischen Auftakt. Der Mauerfall sei nicht „Feen und Elfen”, sondern Menschen zu verdanken, die eine Verweigerung von Freiheit und Selbstbestimmung ebenso wenig wie die gewaltsame Niederschlagung von Aufständen hinnehmen wollten. „Natürlich war der 9. November 1989 auch ein Traum”, erinnerte sich der Bundestagspräsident. Manch einer habe sich zwicken müssen angesichts des „großen Triumphes von Freiheit und Demokratie”. Denn mit dem Fall der Mauer sei nicht nur ein „städtebauliches Monstrum, sondern ein Unrechtsstaat” überwunden worden. Lammert gedachte auch der Menschen, die an der Mauer gestorben waren: „Der Mutter des letzten Mauertoten Chris Gueffroy, die heute unter uns ist, möchte ich meinen tiefen Respekt aussprechen.”

Dann trat der Präsident des Europäischen Parlamentes, Jerzy Buzek, aufs Podium: Der ehemalige Ministerpräsident Polens nannte die „Mauer der Schande” ein Symbol für die Teilung Europas „in einen freien und einen unterdrückten Teil”. Doch der Freiheitstraum der Menschen sei stärker als alle Betonmauern gewesen. „Die Menschen östlich des Eisernen Vorhangs hatten gegen die Panzer nur ihre großen Herzen. Aber sie siegten”, sagte Buzek auf Deutsch. 1989 habe eine neue europäische Identität zu wachsen begonnen, die Ost und West verbindet. „Damals entstand der Gründungsmythos eines neuen Europas.”

„Eroica”, Ludwig van Beethovens 3. Sinfonie in Es-Dur, die das Orchester im Anschluss an Buzeks Rede gab, hatte sich Bundestagspräsident Lammert gewünscht. „Wir widmen sie den europäischen Bürgerrechtlern”, sagte er. „Beethoven hätte dies sicher auch getan.” Dass die Wahl auf Beethoven fiel, ist wohl kein Zufall: Der Komponist war in seiner Jugend ein Bewunderer der Französischen Revolution. Und die begann 1789 – genau 200 Jahre, bevor die Menschen in der DDR gegen die SED-Herrschaft auf die Straße gingen.

Text: Sandra Schmid 

 

Die Mauer ist weg – Der Bundestag war mit einer Ausstellung im Sejm zu Gast

Mister Gorbatschow, open this gate”, wieder und wieder spricht der ehemalige US-Präsident Ronald Reagan seinen Appell, den er 1987 an den sowjetischen Generalsekretär der KPdSU richtete. Damals stand Reagan im Westen, die Berliner Mauer und das Brandenburger Tor im Rücken.

Der Filmclip mit Reagans Berliner Rede ist Teil der Ausstellung „Die Mauer ist weg – friedliche Revolution und Überwindung der Teilung”, die bis Ende November im Sejm, dem polnischen Parlament, in Warschau zu sehen war.

Fast auf den Tag genau 20 Jahre nach dem Fall der Mauer in Berlin hatten Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) und sein polnischer Amtskollege Bronisław Komorowski die Ausstellung in Warschau eröffnet. Die Schau „Die Mauer ist weg”, die auf eine Idee der beiden Parlamentspräsidenten zurückgeht, ist das Gegenstück zur polnischen Ausstellung „Solidarność. Eine friedliche Revolution”, die im Mai und Juni dieses Jahres im Bundestag in Berlin zu sehen war. Lammert betonte bei der Eröffnung in Warschau die Bedeutung Polens und der Gewerkschaft Solidarność für den Fall der Mauer. Deutschland sei sich bewusst, dass der Mauerfall kein nationales oder lokales Ereignis gewesen sei, sondern eingebettet in einen europäischen Prozess, wobei „dem Beitrag der Solidarność herausragende Bedeutung” zukomme. Sein polnischer Amtskollege sagte, er könne sich gut an die große Erleichterung erinnern, als in Polen 1989 deutlich geworden sei, dass man im Kampf um die Freiheit nicht mehr alleine stand in Europa. Deutschland und Polen verbinde seit dem Mauerfall eine „positive Schicksalsgemeinschaft”, die es zu pflegen und auszubauen gelte, betonte Komorowski.

Im Anschluss an die Ausstellung im Sejm soll „Die Mauer ist weg” auf Tour durch andere europäische Parlamente gehen.

Text: Sebastian Hille 
Erschienen am 17. Dezember 2009

ZITATE Von Wundern und Träumen

„Unser ‚Yes we can′ heißt ‚Wir sind das Volk′.”

Joachim Gauck, Bürgerrechtler und Mitbegründer des Neuen Forums

„Im Nachhinein können wir viele Gründe für die friedliche Revolution benennen, aber sie bleibt auch ein Wunder.”

Horst Köhler, Bundespräsident

„Wir wissen, dass Millionen von Herzen hinter jenen standen, die wirklich die Mauer niederrissen.”

US-Außenministerin Hillary Clinton

„Sie haben gewagt, in der Dunkelheit zu träumen.”

Großbritanniens Premier Gordon Brown

„Die Menschen östlich des Eisernen Vorhangs hatten gegen die Panzer nur ihre großen Herzen. Aber sie siegten.”

Jerzy Buzek, Präsident des Europäischen Parlaments und Mitbegründer der Solidarność

„Das tritt nach meiner Kenntnis … ist das sofort … unverzüglich.”

SED-Politbüromitglied Günter Schabowski am 9. November 1989 zum neuen Reisegesetz

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