Die Bank des Südens (Banco del Sur), die sieben Länder Südamerikas jüngst gegründet haben, demonstriert das neue Selbstbewusstsein der Region. Im Windschatten Chinas und anderer asiatischer Schwellenländer erlebt Südamerika den längsten Wirtschaftsaufschwung seit vielen Jahrzehnten. Noch vor ein paar Jahren hingen Länder wie Argentinien, Brasilien und Uruguay am Tropf des Internationalen Währungsfonds (IWF). Jetzt haben sie alle Kredite vorzeitig zurückgezahlt und eine eigene Bank gegründet. Doch vor übertriebenen Erwartungen sei gewarnt.
Was die neue Bank wirklich tun soll und tun kann, ist noch ziemlich unklar. Venezuelas Staatschef Hugo Chávez initiierte die Südbank, um damit den IWF zu ersetzen. Bei seinem brasilianischen Amtskollegen Luiz Inácio Lula da Silva findet das wenig Gegenliebe. Lula hat nicht vergessen, wie der IWF Brasilien 2002 mit einem Rekordkredit von 30 Milliarden Dollar geholfen hat, ein drohendes Finanzdebakel abzuwenden. Das Startkapital der Südbank soll nicht einmal ein Viertel dieser Summe ausmachen. Wenn die Weltkonjunktur abkühlt und die Preise für Rohstoffe fallen, könnten die erfreulich gestiegenen Reserven Südamerikas rasch wieder aufgebraucht sein. Daran würde auch die neue Bank nichts ändern. Auch als Entwicklungsbank wird die Bank des Südens im Vergleich zu bestehenden Institutionen wie der Interamerikanischen Entwicklungsbank oder der Andenbank CAF eher einen kurzen Hebel haben. Immerhin - die Bank könnte ein Instrument sein, mit dem die reicheren Länder der Region den ärmeren unter die Arme greifen. Und wenn ihre Projekte nicht funktionieren, können die Südamerikaner die Schuld wenigstens nicht mehr auf den IWF oder andere Sündenböcke in der Welt schieben.