Linkspartei
Eine analytische und ausgewogene Studie
Keine andere Partei hat die deutsche Parteienlandschaft so verändert wie diese - und bei keiner anderen haben Politikwissenschaftler und Wahlforscher in ihren Prognosen so gründlich daneben gelegen. 2005 konnte das Bündnis von Linkspartei.PDS undWASG mit 8,7 Prozent der Stimmen in den Bundestag einziehen und firmierte dort fortan als Linksfraktion: Das Fünfparteiensystem in der Bundesrepublik war geboren, obwohl viele Wissenschaftler der PDS zuvor den Niedergang prophezeit hatten.
Inzwischen haben sich beide Organisationen zur Partei Die Linke zusammengeschlossen. Ob ihre Rolle in der Parteienlandschaft eine dauerhafte sein wird, bleibt abzuwarten. Wer darüber Prognosen anstellen möchte, dem sei das Buch der Göttinger "Arbeitsgruppe Parteienforschung" um Franz Walter ans Herz gelegt. In ihrem Band über "Die Linkspartei" analysieren die acht Forscher Geschichte, Führungspersonal, Wahlkampf und Wähler des Bündnisses bis Ende 2006.
Dabei belegen sie, was die Strategen der SPD wissen, aber gern ungeschehen machen würden: Die Linkspartei ist "Fleisch vom Fleische" der SPD, die ihre Stimmen von Wählern bekommen hat, "die ihre politischen Positionen nicht gewechselt, aber ihre Bindung an die SPD aufgegeben haben". Sie habe sich zu einer politischen Kraft entwickelt, die in gewisser Hinsicht die klassische Rolle der traditionellen SPD entwickelt. Doch eine Partei, die die eigene Stärke aus der Schwäche einer anderen zieht, ist immer gefährdet: Besinne sich die SPD wieder stärker auf ihre sozialstaatlichen Prägungen, so Franz Walter, werde es für die Linkspartei wieder mühsamer, Stimmen zu gewinnen. Dennoch ist das Fazit der Göttinger bezüglich des Überlebens der Partei optimistisch. Wenigstens für die mittlere Zukunft müsse sie um ihre Wahlergebnisse nicht fürchten, denn die Quellen, aus denen der Linkssozialismus schöpfe, drohten nicht zu versiegen.
Dies alles ist überzeugend hergeleitet und flüssig geschrieben. Am Ende der Lektüre bleibt der Wunsch nach mehr, schließlich hat sich seit Ende 2006 sowohl innerhalb der Partei als auch in den politischen Zusammenhängen einiges getan. Die Schnelllebigkeit der Politik ist die Crux der Wissenschaftler. Bleibt nur, Walter und seine Kollegen aufzufordern, dem ersten Band schnell einen zweiten folgen lassen, der sich in gleicher analytischer und ausgewogener Weise mit der jüngsten Kraft im Parteiengefüge beschäftigt.
Tim Spier, Felix Butzlaff, Matthias Micus, Franz Walter (Hg.): Die Linkspartei.
VS-Verlag, Wiesbaden 2007; 345 S., 26,90 ¤