Wer jung an Jahren ist, kann doch alt an Stunden sein, wenn er keine Zeit verloren hat; allein das kommt selten vor. Im allgemeinen gleicht die Jugend den ersten Überlegungen, die nicht so klug sind, wie die zweiten; [...] Allerdings ist die Erfindungsgabe junger Leute lebhafter als die der alten, und ihren Geist beschwingt eine gleichsam göttliche Einbildungskraft. [...]
Junge Leute sind geschickter in der Erfindung als im Urteil, geschickter zur Ausführung als zur Überlegung, geschickter für neue Ideen, als für das Althergebrachte. Denn die Erfahrung leitet die Alten sicher in dem, was in ihren Bereich fällt, täuscht sie aber in Hinsicht auf das Neue. Die Irrtümer junger Leute sind das Verderben der Geschäfte, während sich die Fehler der Alten nur darauf belaufen, dass mehr hätte getan und schneller zu Werke gegangen werden können.
Junge Leute übernehmen [...] mehr als sie durchführen können, rühren mehr auf, als sie wieder beizulegen vermögen, jagen zum Ziel ohne Mittel und Wege zu bedenken. Sie folgen ein paar Grundsätzen, auf welche der Zufall sie blindlings geführt; scheuen sich nicht vor Neuerungen, die unbekannte Beschwerden mit sich bringen; wenden gleich zu Anfang äußerste Mittel an und, was alle Irrtümer verdoppelt, wollen sie weder einsehen noch zurücknehmen. Bejahrte Menschen machen zu viele Einwürfe, überlegen zu lange, wagen wenig, bereuen zu früh und beuten die Gelegenheit selten bis ins letzte aus, sondern begnügen sich mit einem mittelmäßigen Erfolge. Es ist daher durchaus wünschenswert, beide Lebensalter zusammen arbeiten zu lassen; den Vorteil davon hat die Gegenwart, da die Vorzüge beider auch beider Mängel ausgleichen können; ebenso aber auch die Zukunft, da die Jungen Lernende sind, solange noch die Alten die Handlung in Händen haben.