Jude
Frederik mag die Gemeinschaft in seiner Religion
Die Oma ist streng gläubige Jüdin. Sie glaubt, Frederik und seine Eltern seien das auch. Aber Frederiks Vater wollte ihn selbst entscheiden lassen, wie religiös er leben will. So habe sein Vater ihn erzogen, erzählt der 18-jährige Frederik. Manchmal, sagt Frederik, gehe er mit seinem Vater zwar in die Synagoge, besonders an den wichtigen Feiertagen. Aber nicht, wie seine Oma glaube, jede Woche. "Zum Glück fragt sie uns nie danach, weil das für sie alles selbstverständlich ist." Frederik ist erleichtert darüber.
"Ich bin stolz auf meine jüdischen Wurzeln, aber wirklich identifizieren kann ich mich mit der Religion nicht", sagt Frederik. Das Alte Testament, das für das Judentum wichtig ist, sei ja auch noch viel schwieriger als das Neue. "Immerzu geht es um die Sünde, aber ich verstehe nicht, wie man an etwas glauben soll, wenn man ständig mit der Sünde in Verbindung gebracht wird - so kann ich das alles nicht richtig nachvollziehen", sagt er.
Früher war Frederik an einem jüdischen Gymnasium in der Schweiz und später am Salem-College am Bodensee. Als er an die staatliche Schule in Konstanz gewechselt war und seine Mitschüler erfahren hatten, dass er jüdisch sei, hätten schon alle etwas komisch geguckt, erzählt der Schüler. "Viele dachten wirklich in Klischees, wie man es sich vorstellt", erinnert sich Frederik. "Mein Vater hat mir gesagt, daran müsse ich mich einfach gewöhnen." Entscheidend sei doch nicht, was jemand glaubt. "Viel wichtiger finde ich, dass er es tut", sagt Frederik überzeugt.
An etwas zu glauben, helfe in vielen Situationen - selbst, wenn es nur der Glaube an sich selbst sei. Für Frederik sind Familie wichtig, Freunde - und sein eigenes Leben. "Im Judentum steckt viel Gemeinschaft, das finde ich schön. Die Familie ist wichtig, das gemeinsame Essen. Ich finde, in diesem Punkt ähneln sich Judentum und Islam", sagt er.
Frederiks Mutter ist übrigens katholisch, was bedeutet, dass zu Hause besonders viele Feiertage begangen werden. "Zum Beispiel feiern wir Chanukka, das jüdische Lichterfest im November und Dezember, und anschließend das christliche Weihnachten."
Er sei sehr glücklich über seine Erziehung, sagt Frederik, die wolle er bei seinen eigenen Kindern deshalb später auf jeden Fall weiterführen. "Ich will sie selbst entscheiden lassen, wie sie es mit der Religion halten möchten", ist sich er aber heute schon sicher.