Es hätte alles so schön sein können: Nach Jahren der transatlantischen Eiszeit herrschte endlich wieder Friede und Freude, Eierkuchen inbegriffen. Die ganze Nation fieberte im Obama-Wahn, selbst die ansonsten so nüchterne Kanzlerin vergaß im widerbelebten deutsch-amerikanischen Liebesrausch, dass sie die erste Regierungserklärung nach ihrer Wiederwahl eigentlich vor dem Bundestag und nicht vor dem amerikanischen Kongress hätte ablegen sollte. Und dann das: Betrug, Verrat - "Die große Verarsche", wie die "Bild" empört titelte. Und da seit Goethes "Götz von Berlichingen" urdeutsche Kraftausdrücke ja auch intellektuell geadelt sind, legte das meinungsstarke Blatt gleich nochmal nach: "Amis haben sogar die Kanzlerin verarscht."
Von recht bis links schrillt einstimmig die Empörung über die Weigerung des amerikanischen Automobil-Konzerns General Motors, den deutschen Opel an den Autozulieferer Magna zu verkaufen, aus dem Politbetrieb. Dieses Verhalten, so schimpfte etwa Nordrhein-Westfalens Arbeiterführer Jürgen Rüttgers, zeige "das hässliche Gesicht des Turbokapitalismus". Deutschland geriert sich wie eine frustrierte Ehefrau, nachdem sie ihren holden Gatten inflagranti beim Ehebruch erwischt hat. Und deshalb will die betrogene Germania nun auch ihr Geld, die an GM gezahlten Überbrückungskredite von 800 Millionen Euro, zurück.
Dabei hätte man es sich ja denken können, dass selbst eine so üppige Mitgift den untreuen Ami nicht all zu sehr beeindrucken würde. Wie sang doch schon der bayerische Liedermacher Fredl Fesl in seinem legendären "Anlassjodler" über die Macken seines kaputten Opels? "Nach dem Ölen stell ich fest, der Spruch ist nicht viel wert, dass einer, der gut schmieren tut, auch ebenso gut fährt, die Hände und die Kleider, alles ist mit Öl versaut, jetzt fahr ich ohne Auto, denn jetzt fahr ich aus der Haut."