Von Rauch bis Immendorff - die jüngsten Kunstwerke im Bundestag
Seit vierzig Jahren sammelt der Deutsche Bundestag Kunst.
Namhafte deutsche Expressionisten und internationale Künstler
der Nachkriegszeit gehören der Sammlung an.
Regelmäßig kommen zeitgenössische Werke hinzu. Eine
Auswahl der Neuzugänge aus der 16. Wahlperiode.
Ein Werk des bedeutenden Leipziger-Schule-Künstlers Neo
Rauch ziert bereits die Fassade des Paul-Löbe-Hauses: der
"Mann auf der Leiter". Die beiden
neongrünen Lichtskulpturen sind zehn Meter hoch und leuchten
seit 2001 über der Spree. Die Skulpturen sind Teil des
Kunst-am-Bau-Programms.
Nun wurde die Werkserie "Der Mittler" von Neo Rauch in die 1969
begründete Kunstsammlung des Bundestages aufgenommen. Die acht
Kreidelithografien entstanden 2006 in limitierter Auflage und
beziehen sich auf Kalendergeschichten von Botho Strauß, einem
der bedeutensten Dramatiker und Essayisten der Gegenwart.
Der im Mai 2007 verstorbene Jörg Immendorff ist eine der
wichtigsten Figuren der jüngeren deutschen Kunstgeschichte.
Schon während der 60er-Jahre sorgte der Student von Joseph
Beuys mit seinen provokanten Kunstaktionen für Aufsehen. Sein
Hauptwerk "Café Deutschland", bestehend aus neunzehn
großformatigen Historiengemälden, entstand von 1977 bis
1983. In den farben- und figurenreichen Bildern inszeniert er
Geschichte als episches Theater. Zu der Reihe zählt auch die
Lithografie "Parlament", das einen verfremdeten Plenarsaal
abbildet. Das Blatt gehört seit 2007 der Sammlung des
Deutschen Bundestages an.
Der Berliner Künstler Thomas Florschuetz fotografierte den
Palast der Republik vor dem Abriss. Die Serie großformatiger
Bilder mit dem Titel "Palast" zeigt den einst wuchtigen
"DDR-Kulturpalast" im Jahr 2006. Die Fotos dokumentieren, was von
der Volkskammer der DDR übrig blieb: ein Gerüst aus
rostigen Stahlträgern und durchbrochenen Böden. Durch die
großen milchigen Fensterscheiben jedoch öffnet sich der
Blick auf die Wahrzeichen Berlins.
Der Grafiker Matthias Beckmann setzt sich mit
ungewöhnlichen Orten und Institutionen auseinander. Für
seine Bleistiftzeichnungen verwendet er keine fotografischen
Hilfsmittel von dem Motiv. Seine Serie "transparent" wurde 2007 im
Rahmen der Ausstellung "Räume der
Politik" im Kunst-Raum des Bundestages gezeigt. Die
fünfzig Bleistiftzeichnungen über den parlamentarischen
Alltag lenken den Blick stets auch auf die Details. Die Saaldiener
des Parlaments bei der Arbeit, die Warteschlange vor der Wahlurne
und die Besucherkontrolle am Eingang hielt Matthias Beckmann in
seinen Bildern fest.
Weiterhin in der Sammlung vertreten ist der Hallenser Maler
Albert Ebert (1906-1976). Der gelernte Maurer wird nicht selten als
naiver Maler bezeichnet, was auch darauf zurückzuführen
ist, dass er erst mit über vierzig Jahren als Autodidakt zu
malen anfing. Nach seinem fünfzigsten Geburtstag wurde Eberts
Kunst in der DDR sowie international bekannt. Seine erste
große Ausstellung fand jedoch erst 1976 in Halle statt. Vier
handkolorierte Lithografien zu "Margarete in Aix", einem Stück
des bedeutenden DDR-Dramatikers Peter Hacks, gehören nun zur
Sammlung des Deutschen Bundestages.
Bereits im Jahr 1950 beschloss der Deutsche Bundestag, einen Teil der Bausumme öffentlicher Bauten für Kunst aufzuwenden. Damit sollte das unter den Nationalsozialisten zur Verödung gebrachte Kulturleben neue Impulse erhalten. Werke von mehr als einhundert Künstlern bereichern heute die neuen und neugestalteten Bundestagsgebäude. Ein umfassendes Kunst-am-Bau-Programm wurde für die drei Parlamentsbauten im Spreebogenbereich entwickelt. Besucher können an Führungen teilnehmen, um die Kunst-am-Bau-Werke zu besichtigen. Außerdem gibt es einen eigenen Kunst-Raum im Bundestag mit wechselnden Ausstellungen zeitgenössischer Kunst. Noch bis 29. September 2008 läuft die Ausstellung "Von Bäumen und Menschen. Hans-Jürgen Kallmann zum 100. Geburtstag".
Zugang über die Spree-Uferpromenade
Schiffbauerdamm, 10117 Berlin
Dienstag bis Sonntag von 11.00 bis 17.00 Uhr
Der Eintritt ist frei.
Bahnhöfe: S Unter den Linden, S+U
Friedrichstraße
Deutscher Bundestag
- Besucherdienst -
Platz der Republik 1
11011 Berlin
per Fax: +49 (0) 30 2 27-3 00 27
per E-Mail:
besucherdienst@bundestag.de
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