Ethikbeirat diskutiert rechtliche und ethische Aspekte mit Professoren
Mit Fragen der Chimären- und Hybridbildung befasst sich der Parlamentarische Beirat zu Fragen der Ethik insbesondere in den Lebenswissenschaften (Ethikbeirat) unter Vorsitz von René Röspel (SPD) am Mittwoch, 25. März 2009, in einer zweistündigen nichtöffentlichen Sitzung. Unter dem Blickwinkel der Dringlichkeit, dieses Thema ethisch aufzubereiten, hat der Ethikbeirat Prof. Dr. Jochen Taupitz vom Institut für Medizinrecht, Gesundheitsrecht und Bioethik der Universitäten Heidelberg und Mannheim sowie den emeritierten Medizinprofessor Dr. Jens Reich vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin eingeladen. Beide Gäste sind Mitglied des Deutschen Ethikrates.
Chimären sind Organismen, die sich aus verschiedenen Zellen
unterschiedlicher genetischer Abstammung zusammensetzen. Hybride
sind Organismen, deren Zellen alle identisch sind, deren
Erbmaterial aber eine Mischung aus unterschiedlichen Quellen
darstellt.
Die Notwendigkeit, rechtliche und ethische Aspekte der Chimären- und Hybridbildung zu beraten, geht auf Januar 2008 zurück, als einem Forscher von der für die embryonale Stammzellforschung zuständigen britischen Behörde HFEA (Human Fertilisation Embryology Authority) die Genehmigung erteilt wurde, mittels der Technik des Zellkerntransfers Embryonen aus menschlichem Erbgut und tierischen Eizellen herzustellen
Im Juni 2008 hatte das britische Unterhaus eine Gesetzesvorlage
gebilligt, die unter bestimmten Voraussetzungen die Schaffung
solcher Embryonen für die medizinische Forschung gestattete.
Vor diesem Hintergrund wird die Thematik auch in Deutschland
diskutiert, wobei die Frage, ob die Herstellung derartiger
Hybrid-Embryonen nach dem Embryonenschutzgesetz verboten ist und ob
das Stammzellgesetz Anwendung findet, breiten Raum einnimmt.
Rolf Schwanitz (SPD), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, hatte im Juni 2008 im Ethikbeirat erklärt, die Bundesregierung beabsichtige derzeit nicht, das Embryonenschutzgesetz zu ändern. Ein wichtiger Punkt in der Diskussion werde sein, so Schwanitz, ob man durch die Herstellung von Hybrid-Embryonen zumindest in die Nähe der Möglichkeit einer Therapie kommen werde.
Ob und inwieweit die aus solchen Embryonen gewonnenen Stammzellen
– auch im Vergleich zu embryonalen Stammzellen des Menschen
– für therapeutische Zwecke geeignet sind, ist
umstritten.