Die Sitzungswoche im Überblick
In den Sitzungen am 6. und 7. Mai 2009 debattierte der Bundestag über Gesetzesvorhaben der Bundesregierung zur Bekämpfung von Steuerhinterziehung sowie von Kinderpornografie im Internet. Die Abgeordneten entschieden zudem über einen von der Opposition vorgelegten Entwurf für eine Erbschaftsteuerreform sowie über ein Gesetz zur Beschleunigung des Ausbaus von Höchstspannungsnetzen. Beraten wurden im Plenum ferner ein Gesetzentwurf zur Speicherung von Kohlendioxid sowie der aktuelle Bericht des parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung. Aktuelle Stunden gab es am Mittwoch zu Steuersenkungsvorhaben und am Donnerstag zu den Ausschreitungen am 1. Mai. Am 8. Mai findet keine Sitzung statt.
In der Plenarsitzung am Mittwoch, dem 6. Mai 2009, kommen die
Abgeordneten gegen 13 Uhr zunächst zur Befragung der
Bundesregierung und danach zur Fragestunde zusammen (
16/11612).
Auf Antrag von Bündnis 90/Die Grünen beginnt gegen 14.35 Uhr eine Aktuelle Stunde zum Thema "Meinungsverschiedenheiten in der Bundesregierung zu Steuersenkungsvorhaben".
Ebenfalls am Mittwoch, dem 6. Mai 2009, berät der Bundestag gegen 15.40 Uhr den von der Bundesregierung vorgelegten Entwurf eines Gesetzes zur Bekämpfung von Kinderpornografie im Internet.
Ziel der Initiative ist es, den Zugriff auf kinderpornografische
Seiten im Netz für deutsche Nutzer zu sperren. Für die
Aussprache sind 60 Minuten vorgesehen.
Anschließend entscheiden die Abgeordneten nach einstündiger Debatte gegen 17.50 Uhr über einen Gesetzentwurf der FDP zur Reform der Erbschaftsteuer. Dieser sieht vor, dass der Bund auf seine Gesetzgebungskompetenz bei der Erbschafts- und Schenkungsteuer verzichtet. Stattdessen solle er es den Ländern überlassen, Erbschaftsteuer zu erheben, so fordern es die Liberalen in ihrer Vorlage ( 16/10309).
Eine "sozial gerechte Reform der Erbschaft- und
Schenkungsbesteuerung" verlangt dagegen die Linksfraktion in ihrem
Antrag (
16/3348).
Der Finanzausschuss hat den Gesetzentwurf und die Anträge
beraten und Ablehnung empfohlen. Der FDP-Entwurf soll für
erledigt erklärt werden (
16/12072).
Gegen 17.50 Uhr berät der Bundestag dann über einen Gesetzentwurf der Bundesregierung, mit dem diese erstmals die Speicherung von Kohlendioxid regeln will. Ziel einer solchen Ablagerung in tiefen geologischen Schichten unterhalb der Erdoberfläche oder des Meeresgrundes ist es, das von Kraftwerken ausgestoßene Gas dauerhaft von der Erdatmosphäre zu trennen und so das Klima zu schützen.
Allerdings wären die Kosten dieser Abtrennung enorm, das geht
aus einem Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung zum Thema Kohlendioxid-Abscheidung
und -Lagerung bei Kraftwerken hervor, der den Abgeordneten dazu
vorliegt (
16/9896).
Im Zusammenhang mit der Vereinheitlichung des europäischen Hochschulwesens, dem so genannten Bologna-Prozess, debattiert der Bundestag anschließend gegen 18.40 Uhr verschiedene Anträge der Opposition. Über die bisherige Realisierung der Ziele dieses Prozesses in Deutschland hat die Bundesregierung zudem einen dritten Bericht als Unterrichtung vorgelegt ( 16/12552).
Bündnis 90/Die Grünen verlangen zudem, die eingeleitete
Strukturreform in punkto "Studienqualität und soziale
Dimension" weiterzuentwickeln (
16/12736). So sollen unter anderem die
Zugangschancen von Studieninteressierten aus einkommensschwachen
Familien oder Familien mit Migrationshintergrund verbessert
werden.
Abgestimmt wird ferner über eine Vorlage von Bündnis 90/Die Grünen sowie zwei Anträge der Linksfraktion.
Außerdem plädiert Die Linke in ihrem zweiten Antrag
dafür, die Sicherstellung eines gebührenfreien Studiums
zur Voraussetzung für die weitere Beteiligung eines Landes am
Bologna-Prozess zu machen (
16/5246,
16/12832).
Die Grünen wollen mit ihrem Antrag die Bundesregierung
außerdem darauf verpflichten, "dafür Sorge zu tragen,
dass die Verbesserung der Studienqualität und die inhaltliche
Studienreform nicht hinter dem Ziel der Umstellung der
Abschlüsse auf die Bachelor- und Master-Struktur
zurückbleibt" (
16/5256,
16/12832).
Gegen 19.15 Uhr befasst sich der Bundestag am Mittwoch mit Anträgen der Opposition zur Rehabilitation von Homosexuellen, die wegen ihrer sexuellen Neigung in Deutschland nach 1945 strafrechtlich verfolgt wurden.
Dafür plädieren auch Bündnis 90/Die Grünen: Sie
fordern in ihrem Antrag, Menschen, die nach 1945 in Deutschland
wegen homosexueller Handlungen verurteilt wurden, müssten
gesetzlich rehabilitiert und entschädigt werden (
16/11440).
Gegen 19.55 Uhr beraten die Abgeordneten schließlich über eine Initiative von Bündnis 90/Die Grünen zur Senkung des Wahlalters. Nach dem Willen der Fraktion sollen ab dem kommenden Jahr auch Jugendliche ab 16 Jahren ihre Stimme bei Bundestags- und Europawahlen abgeben können.
Dazu haben die Grünen Gesetzentwürfe zur Änderung
des Grundgesetzes sowie zur Änderung des Bundes- und des
Europawahlgesetzes vorgelegt. (
16/12344,
16/12345).
Zu Beginn der Sitzung am Donnerstag, 7. Mai, debattiert und entscheidet der Bundestag ab 9 Uhr über insgesamt sieben Vorlagen der Koalition und Opposition zur Bekämpfung von Steuerhinterziehung. Für die Beratung sind 90 Minuten vorgesehen.
Die FDP fordert in einem Antrag eine Zentralisierung der Steuerverwaltung ( 16/11734). Zudem plädiert sie dafür, dass Betriebe nur die tatsächlich eingenommene Umsatzsteuer abführen müssen ( 16/9836).
In ihrem Antrag gegen "Hintertüren" für
Steuerhinterzieher fordern Bündnis 90/Die Grünen unter
anderem, den Geltungsbereich der EU-Zinssteuerrichtlinie auf alle
Personen und auf alle Kapitaleinkünfte auszudehnen (
16/9421).
Der Finanzausschuss hat die Anträge beraten und empfohlen, den
Koalitionsantrag anzunehmen, die Vorlagen der Opposition hingegen
abzulehnen.
Die Bundesregierung will die Planungs- und Genehmigungsverfahren für den Bau von Höchstspannungsleitungen vereinfachen. Im Mittelpunkt ihres Gesetzentwurfs zur Beschleunigung des Ausbaus der Höchstspannungsnetze ( 16/10491), über den der Bundestag nach einstündiger Debatte gegen 11.45 Uhr entscheiden wird, steht daher ein neues Energieleitungsausbaugesetz, in dem der Bedarf für "vordringliche Leitungsbauvorhaben im Bereich der Höchstspannungs-Übertragungsnetze" festgelegt wird.
Bündnis 90/Die Grünen sprechen sich dafür aus, einen
Masterplan "Netzintegration erneuerbarer Energien" für den
Zeitraum bis 2020 erarbeiten lassen, der die Spannungsebene bis 150
Kilovolt einbezieht. Ziel sei es, Investitionen in die technische
Optimierung und den grenzüberschreitenden Handel mit Strom aus
erneuerbaren Energien zu fördern, schreibt die Fraktion in
ihrem Antrag (
16/10590).
Gegen 12 Uhr beginnt auf Antrag von CDU/CSU und SPD eine Aktuelle Stunde zum Thema "Gemeinsam gegen Gewalt – Ächtung der Ausschreitungen und schweren Gewaltstraftaten am 1. Mai".
Anschließend berät der Bundestag gegen 13.05 Uhr eine Stunde lang über einen Antrag, mit dem sich die Linksfraktion für eine "solidarische Gesundheits- und Pflegeabsicherung" stark macht.
Gegen 14.10 Uhr beraten die Abgeordneten den Bericht des parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung ( 16/12560). Der 2006 vom Bundestag für die Dauer der laufenden 16. Wahlperiode eingesetzte Beirat stellt darin seine Arbeit im Berichtszeitraum April 2006 bis März 2009 vor. Für die Aussprache sind 60 Minuten vorgesehen.
Ab etwa 15.15 Uhr ist eine halbstündige Debatte zur "humanitären Katastrophe" in Sri Lanka vorgesehen, die verhindert werden müsse. CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen haben dazu einen gemeinsamen Antrag angekündigt.
Anschließen beraten die Parlamentarier gegen 15.50 Uhr über einen Antrag von Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel "Europäische Innenpolitik rechtstaatlich gestalten". Darin dringt die Fraktion darauf, die Trennung von Polizei und Militär bei der künftigen EU-Kooperation im Bereich der Innenpolitik beizubehalten ( 16/11918).
Sie fordert die Bundesregierung auf, keinen Vorschlägen
zuzustimmen, die der Kompetenzverteilung zwischen Bund und
Ländern sowie der Trennung von Polizei und Geheimdiensten
einerseits und Polizei und Militär andererseits
zuwiderlaufen.
Gegen 16.25 Uhr debattiert der Bundestag über den EU-Jahresbericht 2008 zur Menschenrechtslage und stimmt über einen Entschließungsantrag ab ( 16/12729).
Gegen 17 Uhr debattiert der Bundestag eine Vorlage der FDP, die Absicherung im Fall einer Erwerbsunfähigkeit verbessern möchte. Dazu fordert die Fraktion, dass künftig jeder Versicherungsnehmer bei Riester- und Basisrente frei wählen kann, welcher Anteil der Beiträge in den Schutz gegen Erwerbsminderung und welcher Teil in die Lebensstandardsicherung fließt ( 16/10872).
Anschließend beraten die Abgeordneten am Donnerstag gegen 17.40 Uhr eine halbe Stunde lang über einen Antrag, in dem die Linksfraktion die Einsetzung einer Expertengruppe fordert. Diese soll die Auswirkungen des im Bundesverfassungsgerichtsurteil zu Online-Durchsuchungen formulierten Grundrechts auf "Gewährleistung der Vertraulichkeit und Integrität informationstechnischer Systeme" unter anderem auf das Datenschutzgesetz untersuchen ( 16/8981).
Gegen 18.20 Uhr beschäftigt sich der Bundestag dann etwa eine halbe Stunde lang mit einem Antrag von Bündnis 90/Die Grünen, in dem die Fraktion die Bundesregierung auffordert, sich international gegen die Verpachtung großer Landflächen in Entwicklungsländern an "Regierungen oder Unternehmen reicher Ölförderungs-, Schwellen- und Industrieländer" einzusetzen.
Dieses "Land grabbing" gefährde Landarbeiter, Bauern und
lokale Gemeinschaften, weil es ihnen den "Zugang zu ihrer
Nahrungsproduktion" verstelle, argumentieren die Grünen und
verlangen, das Thema etwa auf einer "hochrangigen" Konferenz
international "auf die Agenda" zu bringen.
Die Varroa-Milbe bei Honigbienen soll konsequent bekämpft werden. Dies fordert die FDP-Fraktion in einem Antrag über den die Abgeordneten nach 30-minütiger Debatte gegen 19.35 Uhr entscheiden ( 16/10322). Der Landwirtschaftsausschuss hat die Vorlage beraten und eine Ablehnung empfohlen ( 16/12267).