Bundestag arbeitete die Geschehnisse in einer Aktuellen Stunde auf
Die gewaltsamen Ausschreitungen und Krawalle am 1. Mai 2009 vor allem in Berlin, aber auch in anderen Städten, hatten ein parlamentarisches Nachspiel im Bundestag. In einer von CDU/CSU und SPD beantragten Aktuellen Stunde verdeutlichten die Rednerinnen und Redner der Fraktionen ihre Haltung zu diesen Ereignissen.
Für die CDU/CSU sprach Dr. Rolf Koschorrek allen 479
verletzten Polizistinnen und Polizisten sein Mitgefühl aus
dankte ihnen für ihren Dienst für Rechtsstaatlichkeit und
Demokratie. Der öffentliche Raum dürfe auch nicht
ansatzweise extremistischer Randale überlassen bleiben, diese
müsse mit allen legitimen Mitteln des Rechtsstaats
bekämpft werden. Die wenigsten Täter seien Berliner
gewesen, vielmehr habe es sich um Gewalttouristen und Chaoten aus
der gesamten Republik gehandelt, die den 1. Mai zu einer Eskalation
der Gewalt missbrauchten.
Markus Löning (FDP) zitierte Berichte betroffener Polizisten und sah dem Berliner Innensenator Erhart Körting in der politischen Verantwortung, weil er ein verfehltes Einsatzkonzept zu vertreten habe. An die Gesine Lötzsch von der Linksfraktion gewandt sagte Löning, er vermisse eine Distanzierung von "menschenverachtendem Denken in Ihrer Partei".
Sebastian Edathy (SPD), Vorsitzender des Innenausschuss, betonte,
die Demonstrationsfreiheit sei ein fundamentales Grundrecht, und
auch Extremisten seien zunächst Grundrechtsträger. Die
Ereignisse vom 1. Mai sollten zum Anlass genommen werden, zumindest
strengere Auflagen folgen zu lassen. Allein in Berlin seien mehr
als 100 Bundespolizisten verletzt worden. Die Zahlen seien
Realität, dürften aber nicht als Normalität
betrachtet werden, so Edathy. Es gelte dafür zu sorgen, dass
die Grundsätze der Demokratie verteidigt und durchgesetzt
werden können.
Dr. Gesine Lötzsch (Die Linke) äußerte den Verdacht, die Unruhen seien nicht nur der Bild-Zeitung, sondern auch einigen Politikern nicht ungelegen gekommen. Die Linke werde sich keine Parteiausschlussdebatte aufzwingen lassen, sagte Lötzsch im Hinblick darauf, dass ein Berliner Mitglied der Linkspartei die Demonstration angemeldet hatte. Die Überfälle von Neonazis auf friedliche Demonstranten seien ein Skandal, betonte Lötzsch.
Für Bündnis 90/Die Grünen machte Hans-Christian
Ströbele darauf aufmerksam, dass unter den Verletzten nicht
nur Polizisten, sondern auch Unbeteiligte und Demonstranten gewesen
seien. Es habe in Berlin-Kreuzberg zwei Maifeste mit 40.000
Teilnehmern gegeben. Diese Feste seien ein Mittel der Deeskalation
gewesen, um Gewalttätigkeit und Ausschreitungen zu verhindern.
"Wir können nicht zurück in die achtziger Jahre.
Demonstrationsverbote und Verbote von Versammlungen sind nicht die
Lösung", unterstrich Ströbele.