Untersuchungsausschuss zur Hypo Rea -Estate vernahm erste Zeugen
Man habe Ende Februar/Anfang März 2008 die irische HRE-Tochter Depfa „intensiv geprüft, ich wüsste nicht, was wir hätten anders machen sollen“: Dies erklärte der Bundesbank-Prüfer Rainer Englisch in seiner Zeugenaussage am Donnerstag, 14. Mai 2009, vor dem Untersuchungsausschuss, den der Bundestag zur Klärung der Vorgänge um den Zusammenbruch und die staatliche Rettung des Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate (HRE) eingesetzt hat. Englisch reagierte damit auf die Frage, ob die Schieflage der Depfa als wesentliche Ursache des im Herbst 2008 offenbar gewordenen HRE-Desasters früher erkannt und eventuell hätte vermieden werden können.
Nach den Worten Englischs, der die Sonderprüfung bei der Depfa
geleitet hat, stand in dem im Juni 2008 an die Bankaufsicht Bafin
weitergeleiteten Untersuchungsbericht „alles, was wir
kritisch gesehen haben“. Für den Bundesbank-Mitarbeiter
war die nicht vorhersehbare Pleite von Lehman Brothers im September
2008 der Auslöser für die Bankenkrise, auch wenn sich
seit Ende 2007 Schwierigkeiten auf dem Finanzmarkt abzuzeichnen
begonnen hätten. Warum es bei der HRE zum Zusammenbruch kam,
„frage ich mich jede Nacht“, sagte Englisch.
Mehrere Abgeordnete vor allem aus den Oppositionsreihen machten in ihren Fragen deutlich, dass aus ihrer Sicht möglicherweise schon vor dem HRE-Debakel von staatlicher Seite hätte gehandelt werden können, wenn Krisenzeichen bei der Depfa rechtzeitig registriert worden wären.
Unter Hinweis auf die Wahrung des Betriebs- und
Geschäftsgeheimnisses machte Englisch in der öffentlichen
Sitzung des Ausschusses jedoch keinerlei Angaben über die
Ergebnisse der Depfa-Kontrolle. Ebenso schwieg sich Englisch
über das Motiv für die Sonderprüfung und über
den konkreten Untersuchungsauftrag aus. „Dazu will ich mich
nicht äußern“, entgegnete Englisch auf die Frage,
ob es bei der Depfa zu einer bei Kreditinstituten üblichen
Nachschau durch die Bundesbank-Kontrolleure gekommen sei, sofern
bei einer Prüfung Mängel offenbar werden.
Zur Frage, wie es bei der Depfa trotz des risikoarmen Hauptgeschäftsfelds Staatsfinanzierung zu Problemen bei der Refinanzierung habe kommen können und ob die HRE-Tochter vielleicht doch mit riskanten Papieren gehandelt habe, sagte er: Die Schwierigkeiten der Depfa bei der Refinanzierung seien vielleicht auf die allgemeine Krise nach der Pleite von Lehman Brothers zurückzuführen.
Nachdem der von einem Rechtsbeistand aus den Reihen der Bundesbank
unterstützte Zeuge zu Beginn seiner öffentlichen
Vernehmung unter Hinweis auf das Betriebs- und
Geschäftsgeheimnis fast gar keine Angaben machen wollte,
intervenierte der Ausschussvorsitzende Dr. Hans-Ulrich Krüger
bei der Bundesbank und verlangte binnen kurzem eine erweiterte
Aussagenehmigung für Englisch und die drei anderen geladenen
Prüfer.
Der SPD-Politiker betonte, die Zeugen hätten öffentlich zu den Fragen der Abgeordneten Stellung zu nehmen und könnten sich nicht generell auf die Wahrung des Geschäftsgeheimnisses berufen: Dies sei nur bei einzelnen Punkten möglich und müsse dann konkret begründet werden. Zu den inhaltlichen Ergebnissen der Depfa-Prüfung wollte der Ausschuss die Zeugen nach deren öffentlicher Vernehmung hinter verschlossenen Türen befragen.
Liste der geladenen Zeugen
Rainer Englisch, Deutsche Bundesbank
Robert Bosch, Deutsche Bundesbank
Lars Möller, Deutsche Bundesbank
Dr. Jürgen Prahl, Deutsche Bundesbank