Bundestag debattierte über FDP-Vorschläge zum Weg aus der Rezession
Über Wege aus der Rezession hat der Bundestag am Donnerstag, dem 14. Mai 2009, diskutiert. Die FDP kritisierte die Steuererhöhungen, die den Abschwung verstärkt hätten. Sie forderte eine grundlegende Steuerreform mit niedrigeren, einfacheren und gerechteren Steuern. Unter anderem sollten die "schlimmsten Auswirkungen der Unternehmensteuerreform" zur Entlastung der mittelständischen Wirtschaft zurückgenommen werden.
Die FDP empfiehlt in ihrem Antrag (
16/12887), geplante Investitionen
vorzuziehen, um die Binnenkonjunktur zu stärken.
Investitionshemmnisse müssten beseitigt, private Investitionen
erleichtert werden. Ein ausgeglichener Haushalt habe für die
Konjunkturbelebung oberste Priorität. In einem weiteren Antrag
(
16/10867) forderte die die Regierung auf, ein
Antirezessionsprogramm aufzulegen. Der Bundestag verwies beide
Initiativen zur weiteren Beratung an den Ausschuss für
Wirtschaft.
Kritik an der Mehrwertsteuererhöhung
„Mit Steuererhöhungen bringt man öffentliche Haushalte nicht in Ordnung“, so Rainer Brüderle, stellvertretender Vorsitzender der FDP-Fraktion. „Man braucht Wachstum und Ausgabendisziplin.“
Die Bürger müssten die
„Rundum-sorglos-Politik“ teuer bezahlen. Sowohl die
rot-grüne als auch die schwarz-rote Bundesregierung
trügen die Verantwortung dafür: „Von kleinen
Gemeinheiten wie der Praxisgebü, bis hin zu großen
Hammerschlägen wie der Mehrwertsteuererhöhung.“
75 Milliarden Euro seien durch die Mehrwertsteuer zusätzlich
von den Bürgern „abkassiert“ worden. Befände
sich das Geld noch in den Händen der Bürger, „der
Abschwung wäre halb so schlimm.“ Brüderle
kritisierte die Regierungspakete zur Ankurbelung der Wirtschaft, so
etwa die Abwrackprämie. Das beste Konjunkturprogramm wäre
laut Brüderle eine „bessere Regierung“.
Keine Standardantworten
Kritik an dem Antrag der Liberalen formulierte Laurenz Meyer, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU/CDU-Fraktion. Dieser „höchst diffuse Lage“ könne nicht durch die „Standardantworten“ der FDP Abhilfe verschafft werden. Das Versagen sei bei den staatlichen Finanzinstituten am größten gewesen. Zwei Drittel der Probleme lägen im staatlichen Bereich, so Meyer. „Das liegt nicht an zu viel Privatwirtschaft, sondern an zu viel Staat, zu wenig Wettbewerb.“
Dem widersprach die Sozialdemokratin Ute Berg: Der Staat müsse
auch weiterhin regulierend eingreifen, denn die Krise sei von
„lupenreinen Privatbanken“ in den Vereinigten Staaten
ausgegangen. Der FDP-Fraktion hielt die Abgeordnete vor, einen
„glasklaren Schaufensterantrag“ vorgelegt zu haben, der
lediglich „Munition für den Wahlkampf“ sei.
Die Liberalen hätten bisher nichts zur Bewältigung der
Krise beigetragen. Es sei „absolut kein Spielraum“
für Steuersenkungen. Berg verwies dagegen auf die
Maßnahmenpakete der Regierung, welche kurz und mittelfristig
wirkten und auch die Spareinlagen der Bürger
schützten.
Zustand der Regellosigkeit
Scharfe Kritik an der FDP-Fraktion kamen von Thea Dücker (Bündnis 90/Die Grünen): Das sei „jahrzehntelanger Wahlbetrug, dem Sie hier das Wort reden“. „Auch die FDP muss doch endlich erkannt haben, dass die Finanzkrise als systemische Krise, die die Wirtschaftskrise ausgelöst hat, überhaupt nichts zu tun hat mit Steuerpolitik.“
Stattdessen sei ein „unbegrenzter Neoliberalismus“ die
Ursache. Jener „Zustand der Regellosigkeit im Bereich
Finanzmarkt“ habe mit Steuerpolitik nichts zu tun und
könne damit auch nicht beantwortet werden. Dückert
forderte, eine Million Arbeitsplätze über
ökologische Modernisierung zu schaffen.
Die Liberalen würden nicht angeben, wer genau für die
Steuerausfälle aufkommen solle, bemängelte Gesine
Lötzsch von der Fraktion Die Linke. Lötzsch kritisierte
auch die Regierung, die Milliarden in marode Banken stecke. Sie
verwende Begriffe, die wie „Nebelbomben“ wirkten.
„Ich will auch wissen, wie aus den toxischen Krediten durch
Geisterhand wieder jungfräuliche Kredite werden.“ Das
sei „Voodoo-Ökonomie“, sagte Lötzsch.