Gerda Hasselfeldt leitet die Innere Kommission des Ältestenrates
Es gibt parlamentarische Gremien, die eher selten im Licht der Öffentlichkeit stehen – und doch enorm wichtig sind. Dazu zählen die fünf Kommissionen des Ältestenrates. Sie unterstützen ihn darin, die vielfältigen inneren Angelegenheiten des Bundestages zu regeln. So unterschiedlich ihre jeweiligen Aufgaben sind, eines ist diesen Kommissionen gemeinsam: Ohne sie würde es im Parlament drunter und drüber gehen. Grund genug, ihre Arbeit hier vorzustellen. Den Auftakt macht die Innere Kommission.
Sommerzeit, Touristenzeit: Zurzeit spazieren täglich mehrere
Tausende Besucher die Rampe hinauf, die im Inneren der
Reichstagskuppel bis auf das Dach des Parlaments führt. Viele
lauschen dabei dem neuen Audio-Guide des Bundestages: Auf Deutsch,
Englisch, Spanisch oder Französisch informiert der
elektronische Reiseführer auf dem Weg durch die Kuppel
über alles Wissenswerte zum Thema Bundestag und
parlamentarische Arbeit und natürlich über die
Sehenswürdigkeiten rund um das Reichstagsgebäude, auf die
man von der Kuppel aus einen herrlichen Blick hat.
Über die große Nachfrage nach der jüngsten Besucher-Attraktion, die pünktlich zu Pfingsten 2009 Premiere feierte, freut sich Bundestagsvizepräsidentin Gerda Hasselfeldt (CSU) sehr. "Der Bundestag ist mit drei Millionen Besuchern im Jahr das meistbesuchte Parlament der Welt", erklärt die Vorsitzende der Inneren Kommission des Ältestenrates, die für den Besucherdienst des Bundestages zuständig ist.
"Unseren Gästen wollen wir natürlich einen erstklassigen
Service bieten. Dabei ist es uns besonders wichtig, auch für
behinderte Menschen den Aufenthalt in unserem Parlament so angenehm
und informativ wie möglich zu gestalten. Deshalb wird es den
Audio-Guide demnächst
nicht nur in weiteren Sprachen und in einer eigenen Version
für Kinder, sondern auch für Besucher mit Behinderung
geben."
Der Audio-Guide ist nur das jüngste Beispiel einer Reihe von Initiativen, die die Innere Kommission angestoßen hat, um den Besucher-Service im Bundestag zu verbessern. Doch reichen die Aufgaben des neunköpfigen Gremiums, in dem Abgeordnete aus allen Fraktionen ihrem Stärkeverhältnis im Parlament entsprechend sitzen, weit darüber hinaus.
Kurz gesagt befasst sich die Innere Kommission mit Fragen, die die
Innen- und die Außenwirkung des Parlaments betreffen. So ist
sie etwa für die einmal im Jahr stattfindende Veranstaltung
"Jugend und Parlament“ zuständig. Hierzu laden
Bundestagsabgeordnete rund 300 Jugendliche zwischen 16 und 20
Jahren aus dem gesamten Bundesgebiet nach Berlin ein, wo sie vier
Tage lang an einem groß angelegten Planspiel über ein
fiktives Gesetzgebungsverfahren an Originalschauplätzen im
Reichstagsgebäude und den Abgeordnetenhäusern teilnehmen.
Diese Aufgabe der Inneren Kommission liegt Hasselfeldt besonders am
Herzen – "weil es so wichtig ist, junge Menschen an den
Bundestag heranzuführen, sie in die Arbeit des Parlaments
einzubeziehen", wie sie sagt.
Auch für die diversen internationalen Austauschprogramme, die der Bundestag unterhält, zeichnet die Innere Kommission verantwortlich. Das wohl bekannteste dieser Austauschprogramme, das Internationale Parlaments-Stipendium (IPS), bietet jedes Jahr rund 120 qualifizierten, politisch interessierten jungen Menschen aus 28 Ländern die Möglichkeit, mehrere Monate lang im Büro eines Bundestagsabgeordneten mitzuarbeiten und auf diese Weise politische Entscheidungsprozesse kennenzulernen und praktische Erfahrungen im Bereich der parlamentarischen Arbeit zu sammeln.
Außerdem gibt es bilaterale Austauschprogramme des
Bundestages mit den USA, Polen und Frankreich. Für den
Bundestag haben diese Programme enorme Bedeutung, da sie die
freundschaftlichen Beziehungen zwischen dem deutschen Parlament und
zukünftigen politischen Entscheidungsträgern im Ausland
fördern und zur Festigung demokratischer Werte weltweit
beitragen.
Neben Besucherdienst und Austauschprogrammen fallen auch die Gestaltung des "Tags der Ein- und Ausblicke", an dem der Bundestag seine Türen für Besucher öffnet, die parlamentshistorische Ausstellung "Wege – Irrwege – Umwege" im Deutschen Dom am Berliner Gendarmenmarkt, Bibliothek und Archiv, Kantinen und Restaurants sowie Fuhrpark und Kindertagesstätte des Bundestages in die Zuständigkeit der Inneren Kommission.
So wurde kürzlich fraktionsübergreifend entschieden,
für neue Fahrzeuge im Einsatz des Bundestages den
Kohlendioxidausstoß ab sofort unter 140 Gramm pro Kilometer
zu senken. Diese politische Entscheidung sorgte für eine
gewisse Resonanz in der Presse. Auf mediales Interesse stieß
auch das Votum der Inneren Kommission, die Kantinen und Restaurants
des Bundestages frühzeitig zu Nichtraucherzonen zu
erklären.
Im Allgemeinen aber findet ihre Arbeit weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit statt. Für diejenigen, die im Bundestag arbeiten, hat sie natürlich dennoch große Bedeutung. So hat die Kommission vor kurzem einen Kooperationsvertrag mit einem privaten Träger einer Kindertagesstätte in unmittelbarer Nähe des Bundestages geschlossen.
Zwar hat der Bundestag seit 1999 eine eigene
Kindertagesstätte, doch stößt diese an die Grenzen
ihrer Kapazitäten. "Dank der neuen Kooperation können wir
nun auch denjenigen einen Betreuungsplatz nah an ihrem Arbeitsplatz
anbieten, die für ihr Kind keinen Platz in der Bundestagskita
bekommen. Das ist ein großer Schritt hin zur besseren
Vereinbarkeit von Beruf und Familie für alle Mütter und
Väter, die im Bundestag arbeiten", so Hasselfeldt stolz.