Schon zu Zeiten der PDS sei mehrfach angefragt worden, ob er denn ..." Aber ich habe immer abgelehnt", erläutert Prof. Dr. Norman Paech, ehemaliger Völker- und Verfassungsrechtler an der Universität Hamburg seine Rolle als Abgeordneter der Linksfraktion im Bundestag. "Diesmal aber" (bei den Wahlen im Herbst 2005) war eine Situation eingetreten, die ihn "bewogen" hatte, dann doch in den Wahlkampf zu ziehen und etwas zu tun, was er "ja eigentlich nie hatte machen wollen". "Als Wissenschaftler hat man ja etwas andere Foren als Politiker."
Aber dann, am Morgen des 19. September 2005 war sicher, dass er als
Hamburger Abgeordneter der Linksfraktion in den Bundestag einziehen
und dort arbeiten wird. "Zu wissen, dass man nach 35 Jahren
Sozialisation - erst im Ministerium und dann drei Jahrzehnte an der
Hochschule - nun politisch arbeiten wird, "das ist schon so etwas
wie das dritte Leben", resümiert der promovierte Jurist und
frühere Politik-Professor. Für ihn und Die Linke war
dabei "von vornherein völlig klar", dass er nur die 16.
Legislatur zur Verfügung stehen und danach wieder
zurückkehren wird in eine vertraute und doch veränderte
Umgebung.
Der früh programmierte Abschied von Berlin soll nun der Start für ein gutes Jahrzehnt sein, das sich der 71-Jährige nimmt, um zu vollenden, was er schon immer machen wollte. Und um umzusetzen, was ihm die letzten vier Jahre an Neuem gebracht haben. Das war offenbar mehr, als er erwartet hatte. Der Reihe nach: Es wird ein Buch geben, das er schreiben will. Paech reagiert mit klarem "Ja" auf eine Frage, die weit mehr als ein Dutzend andere ausscheidende MdB-Kollegen mit wohlgesetzten Worten verneint haben.
Und es geht nicht um ein, sondern sogar um zwei Bücher: Das
eine ist die vollständig überarbeitete und aktualisierte
Fassung eines früheren Werkes, zu der ihn der Verlag seit
langem gedrängt hat. Das andere, neue, wird sich mit der
"Rolle des Auswärtigen Amtes im Dritten Reich" befassen, mit
dem nicht aufgearbeiteten elften Nürnberger Prozess. Denn
allein mit dem Todesurteil für Ribbentrop nach dem ersten
Nürnberger Prozess sei die Rolle des Außenministeriums
im Nationalsozialismus "ja doch keineswegs geklärt".
"Von Beginn an klar definiert" war dagegen Paechs Aufgabe als Abgeordneter, denn er hatte zur Bedingung gemacht, sich "im Rahmen der Außenpolitik zu betätigen" und seine Kompetenz für Die Linke dort einzubringen, wo er zuvor jahrzehntelang wissenschaftlich gearbeitet hatte. "Fruchtbar und produktiv" sei es gewesen, "an der Formulierung der außenpolitischen Position seiner Fraktion" mitzuwirken und an Diskussionen im Auswärtigen Ausschuss, "die bis dato dort 'so' gar nicht geführt worden" waren.
"In den ersten zwei, drei Jahren", so Paech, "waren wir dort
schlicht und einfach die einzige Opposition - während von den
Grünen bis zur CSU in den meisten außenpolitischen
Fragen eine große, alles überspannende Koalition"
bestanden habe. Beim großen Problem Palästina - Israel
sei er "fast feindselig angesprungen" worden, als er mit der Kritik
(an Israel) "ja doch lediglich völkerrechtliche Argumente
angeführt" habe. Diese Situation aber habe sich mittlerweile
vollkommen geändert. "Da es ja keine irrationalen, abwegigen
Positionen sind, setzt man sich nun auch entsprechend damit
auseinander."
Der Hamburger räumt aber auch ein, dass für ihn das Haus "ausgesprochen interessant" war, denn er sei "mit allem konfrontiert worden, was er bis dato nur wissenschaftlich bearbeitet" habe. "Es hat auch eine Weitung meines Horizontes gegeben", erklärt Paech und nennt die Erörterung von so genannten "frozen conflicts" in Gegenden mit exotischen Namen oder in Regionen, die man nie mit derlei in Zusammenhang gebracht hätte. "Dinge, die man bisher auch im völkerrechtlichen Bereich nicht so beachtet hat, die aber inzwischen hochwichtig geworden sind."
Darüber hinaus habe die Arbeit als Abgeordneter auch seine
private Situation bereichert, es habe bei etwas mehr Abstand dann
gegenseitig immer viel Spannendes zu erzählen gegeben. Das
habe seine Beziehung sehr belebt. Insgesamt sei er also froh,
wieder in "seine" Normalität zurückzukehren. Denn trotz
mannigfaltiger Möglichkeiten, die sich im Parlament bieten,
sei man wie im Laufrad: "Man unternimmt nichts, sondern man wird
unternommen." Und "selbst die Reden im Plenum hält man ja
nicht für die Leute im Parlament, sondern für 'Phoenix',
also muss auch Oma verstehen, was man meint".