Ungarn hat den ersten Stein aus der Mauer geschlagen. An dieses Wort Helmut Kohls erinnerte Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert am Montag, 5. Oktober 2009, als er im Berliner Paul-Löbe-Haus eine Ausstellung mit Fotografien zur Grenzöffnung in Ungarn vor 20 Jahren eröffnete. Mit ihm erinnerte die frühere Präsidentin der Ungarischen Nationalversammlung, Dr. Katalin Szili, an die bewegenden Momente im Herbst des Jahres 1989.
Es sei kein Zufall, so Lammert, dass diese Ausstellung zwischen dem Tag der deutschen Einheit und dem 20. Jahrestag des Mauerfalls zu sehen ist, denn die in den Fotografien dokumentierten Ereignisse in Ungarn stellten die Verbindung zwischen Mauerfall und Einheit dar. "Der Fall der Mauer war kein Naturereignis, auch die deutsche Einheit war kein unvermeidliches Ergebnis der europäischen Entwicklung", sagte der Präsident.
Am 10. September 1989 hatte Ungarn die Grenze nach Österreich für die im Land befindlichen DDR-Flüchtlinge geöffnet. Nahezu 60.000 Menschen flüchteten daraufhin in den freien Teil Europas. "Wir setzen die Bemühungen fort, die historischen Zusammenhänge im Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern", so Lammert, der an den Beitrag der Freiheits- und Bürgerrechtsbewegung in der DDR, in Polen, in der Tschechoslowakei und in Ungarn erinnerte.
In diesem Zusammenhang ging Lammert auf die "jahrhundertealte Freundschaft" zwischen Deutschen und Ungarn ein. Diese traditionell freundschaftlichen Beziehungen seien 1989 in besonderer Weise gefestigt worden. Die Ungarn seien "gefühlte" Nachbarn.
Dr. Katalin Szili dankte den Fotokünstlern, die mit ihren Bildern in Erinnerung rückten, was vor 20 Jahren die Welt bewegte. Die damalige ungarische Führung habe zukunftsweisende Entscheidungen getroffen, die zeigten, dass das ungarische Volk ein "souveränes, erwachsenes Volk" sei. Durch diese Entscheidungen wachse nun zusammen, "was zusammengehört".
Die ehemalige Parlamentspräsidentin erinnerte an die Vertreibung von Deutschen aus Ungarn nach dem Zweiten Weltkrieg, die auch einen Verlust für das eigene Volk bedeutet habe. Durch die Grenzöffnung 1989 habe Ungarn etwas von dieser Schuld abtragen können. "Je nach dem, wie wir uns erinnern, wirft das ein Schlaglicht auf unseren Charakter", sagte Katalin Szili.
Die Ausstellung "Die Geschichte der Grenzöffnung 1989 in Ungarn ist bis zum 30. Oktober 2009 im Foyer des Paul-Löbe-Hauses, Konrad-Adenauer-Straße 1 in Berlin-Mitte, geöffnet. Die Öffnungszeiten sind montags von 8 bis 16 Uhr, dienstags bis donnerstags von 8 bis 17 Uhr und freitags von 8 bis 14 Uhr. Der Eintritt ist frei. Die Ausstellung wurde vom Verband Ungarischer Journalisten initiiert und von dem mehrfach preisgekrönten Fotografen Zoltán Szalay organisiert. Zu sehen sind Bilder der Fotografen László Balogh, János Bánhalmi, Péter Horváth, Károly Matusz, Gábor Krista, Péter Várkonyi, Ferenc Rédei, Barnabás Szabó, Tamás Szigeti, Csaba Toroczkay, András Vida und Zoltán Szalay.
Die Ausstellung ist bis einschließlich Freitag, den 30. Oktober 2009, im Paul-Löbe-Haus, Konrad-Adenauer-Straße 1 in Berlin, zu sehen. Sie ist montags von 8 bis 16 Uhr, dienstags bis donnerstags von 8 bis 17 Uhr und freitags von 8 bis 14 Uhr geöffnet. Gruppenbesichtigungen sind nach Voranmeldung möglich. Der Eintritt ist frei.