Deutsche Bahn AG und Architekt von Gerkan weiterhin
uneinig
Ausschuss für Verkehr. Bau und
Stadtentwicklung - 31.01.2007
Berlin: (hib/HIL) Zum offenen
Schlagabtausch zwischen der Deutschen Bahn AG (DB AG) und dem
Architekten des Berliner Hauptbahnhofs, Meinhard von Gerkan, ist es
am Mittwoch im Verkehrsausschuss gekommen. Gerkan widersprach klar
den Aussagen der DB AG, dass eine nachträgliche
Verlängerung des Berliner Bahnhofsdachs auf die eigentlich
geplante Länge von 450 Metern aus technischen Gründen
nicht möglich sei. Dazu gebe es drei Szenarien, sagte von
Gerkan vor den Abgeordneten und den zwei Vertretern der Bahn.
Entgegen anders lautender Aussagen der DB sei es möglich durch
Vormontage der Dachträger, durch zeitweise
Schutzmaßnahmen über den Gleisen und kurzzeitige
Sperrungen der West-Ost-Verbinung die fehlenden 130 Meter Dach zu
montieren. Otto Wiesheu, DB-Vorstandsmitglied, und Wolf-Dieter
Siebert, Vorstandsvorsitzender der DB Station und Service, betonten
erneut, aus Sicht der Bahn sei eine solche Dachverlängerung
nur bei einer Komplettsperrung der Strecke für mindestens
sechs Monate möglich. Gerkan bekräftigte außerdem,
dass - obwohl ein Gericht dem Architekten mittlerweile Recht
gegeben hat - weiterhin die Bereitschaft bestünde, sich mit
der DB auf der Basis eines Vergleichs über die nicht den
Planungen entsprechende Zwischendecke im Bahnhof zu einigen. Dies
werde aber von Seiten der DB AG konsequent abgelehnt. Während
von Gerkan der Bahn vorwirft, ihn zu keinem Zeitpunkt der Bauphase
ausreichend mit Informationen über Baukosten und
Ähnliches versorgt zu haben, hält die Bahn die
"vertraglich fixierten Leistungen" des Architekten für nicht
erbracht. Als Generalplaner des Bahnhofs sei von Gerkan sowohl
für die Bauaufsicht als auch für die Kostenkontrolle
zuständig gewesen, argumentierte Bahnvertreter Siebert. Von
Gerkan klagte dagegen: "Eine Kostenkontrolle durch uns war
schlichtweg nicht möglich, da uns jegliche Zahlen verweigert
worden sind." Auflistungen oder Angebote habe die DB AG wenn
überhaupt so nur mit geschwärzten Zahlen vorgelegt.
Außerdem sei seinem Büro im April 2003 auf Wunsch der DB
AG die Bauaufsicht für den Bahnhof entzogen worden. Siebert
ist davon, nach eigenen Einlassungen, nichts bekannt. Während
vor allem Abgeordnete der Opposition, aber auch der
CDU/CSU-Fraktion nach personeller Verantwortlichkeit für die
exorbitant gestiegenen Baukosten von rund 1 Milliarde Euro für
den Bahnhof ohne die Bürobrücken über den
Gleisschlauch fragten, bemühte sich die SPD um
Verständnis für die Situation des DB-Vorstandes.
Bahnvorstände in den 90er-Jahren hätten sehr
anspruchsvolle Entscheidungen getroffen, mit deren Konsequenzen der
aktuelle Vorstand nun zu kämpfen habe. Außerdem
forderten die Abgeordneten von Architekt und Bahn, gegenseitig die
Szenarien für die Dachverlängerung abzugleichen, um
endgültig zu klären, ob die Verlängerung
möglich ist oder nicht.
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Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
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