Berlin: (hib/HLE) Unzufrieden mit den Informationen der Bundesregierung zu den Problemen beim Autobauer Opel und möglichen Lösungsansätzen haben sich die Fraktionen im Ausschuss für Wirtschaft und Technologie am Mittwochmorgen gezeigt. Die SPD-Fraktion sagte, die Bundesregierung habe in ihrem Bericht nur mitgeteilt, was ohnehin schon in der Zeitung gestanden habe. Die Unionsfraktion erklärte: "Das ist wirklich dünn." Auch nach Ansicht der FDP-Fraktion brachte der Bericht der Regierung nichts. Mit jeder Zeitungslektüre komme man weiter. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen kritisierte, auch auf Nachfragen habe es keine Antworten gegeben.
Die Regierung hatte im Ausschuss zuvor mitgeteilt, dass Opel in einem Gespräch im Wirtschaftsministerium einen Plan für die Zukunft des Unternehmens vorgestellt habe. Dieser Zukunftsplan sei nach Darstellung des Unternehmens nicht mit der Konzernmutter General Motors in den USA abgestimmt gewesen. Opel habe auch nicht einschätzen können, wie sich General Motors verhalten werde. Der Zukunftsplan beinhalte eine Finanzierungsanfrage nach Unterstützungen in Höhe von 3,3 Milliarden Euro. Außerdem sei von einer Senkung der Strukturkosten in Höhe von 1,2 Milliarden Euro die Rede gewesen. Die Regierung erklärte, der Bürgschaftsausschuss prüfe die Finanzierungsanfrage von Opel. Der Autobauer müsse aber noch Antworten auf die offenen Fragen geben. Es sei aber davon auszugehen, dass es drei Autowerke zu viel gebe. Der Arbeitsplatz-Überhang betrage ein Drittel. Einen Investor gebe es nicht, und es sei auch noch keine Bank bereit, die Finanzierung für Opel zu übernehmen.
Die CDU/CSU-Fraktion verwies auf Berichte, denen zufolge sich Produktionsanlagen, Patente und Software nicht im Eigentum von Opel, sondern im Eigentum von General Motors befinden würden. Wenn das zutreffend sei, sei kaum sicherzustellen, dass Hilfsgelder für Opel nicht in die USA abfließen würden. Die Unionsfraktion erklärte, sie werde keiner Lösung zustimmen, die nicht sicherstelle, dass Steuermittel nicht in die USA gingen. Zudem warnte sie, dass ein Beschluss über Hilfen für Opel andere Bittsteller auf den Plan rufen werde. So habe Mercedes-Benz Absatzprobleme bei Lastwagen und teuren Pkw. Von Seiten der SPD-Fraktion hieß es, vor Staatshilfen für Opel müsse klar sein, dass das Unternehmen nach kurzer Zeit wieder in die Gewinnzone komme.
Bündnis 90/Die Grünen verlangten mehr Informationen über die Patente von Opel und darüber, ob der Autobauer bei seiner Planung von Produktionszuwächsen ausgehe. Die Linksfraktion sprach sich angesichts der engen Verbindung von Opel und General Motors für ein gemeinsames Konzept auf Ebene der Regierungen von Deutschland und den USA aus. Die FDP-Fraktion bezeichnete Bürgschaften, Kredite und Beteiligungen als Staatsinterventionismus und äußerte die Befürchtung, dass bei einem Engagement der Politik bei Opel Arbeitsplätze an anderer Stelle wegfallen würden.
Der Ausschuss für Wirtschaft und Technologie will sich in der nächsten Sitzungswoche ausführlich mit der Lage bei Opel befassen und dazu auch Vertreter des Konzerns hören.
Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
Verantwortlich: Saskia Leuenberger
Redaktion: Dr. Bernard Bode, Götz Hausding, Claudia Heine,
Sebastian Hille, Michaela Hoffmann, Michael Klein, Hans-Jürgen
Leersch, Johanna Metz, Annette Sach, Helmut Stoltenberg, Alexander
Weinlein